- 266 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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An einigen Stellen setzt Malle jedoch durchaus klischeehafte Musik ein; ein Aspekt, der die Frage aufwirft, in welchem Maße eine stereotype Filmmusikbegleitung bei Malle ernst gemeint und somit als ästhetische Ausnahme in seinem Werk zu deuten ist oder eine selbstironische, kritische Position bezieht, die der Filmbetrachter erkennen muss.

Im Film Zazie wird deutlich, wie Malle sich des Klischees bedient, um einen verfremdenden Effekt zu erzeugen. Während der Regisseur versucht, die Bildsprache der zum damaligen Zeitpunkt rund 60 Jahre alten Filmgeschichte zu inventarisieren und durch Trickeffekte und die Technik des Pastiche ironisch zu verfremden, um eine Kritik an traditionellen (Sprach-) Formen des Kinos zu üben, gelingt dieses auf musikalischer Ebene nur bedingt. Zwar bedient sich der Komponist Fiorenzo Carpi ebenso klischeehafter Mittel, dennoch bleibt unklar, inwieweit diese eine Kritik beinhalten oder lediglich dem oberflächlichen Verwirrungseffekt des angewandten filmischen Stils dienen.

Der Gebrauch musikalischer Klischees verlagert sich vorwiegend auf Komödien (Zazie, Viva Maria, Atlantic City, U.S.A., Crackers). So zitiert Georges Delerue in Viva Maria typische Western-Idiome, während sich Michel Legrand in Atlantic City, U.S.A. ebenso gängiger Floskeln bedient, um die verschiedenen Charaktere zu illustrieren. Es ist anzunehmen, dass Malle in dieser späteren Produktion das ironische Moment stärker hervorkehren wollte, zumal letzterer Film in Bezug auf das ästhetische Bild-Musik-Verhältnis (weitgehender Einsatz der Musik im On) mit den Filmen Lacombe Lucien und Pretty Baby verwandt ist. Demgegenüber sei erwähnt, dass Viva Maria eine Superproduktion darstellt, die bewusst an das Massenpublikum (vor allem der USA) gerichtet ist, so dass die klischeehafte Verwendung von Musik durchaus als eine ernstgemeinte Konzession an den Zuschauer gedeutet werden kann. Die massive Verwendung von Brahms in Les Amants, von Malle selbst als »almost manipulative«694

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Malle in Yakir (1978b), S. 10
bezeichnet, wird durch das Zusammenspiel mit den hochromantischen Bildern und der bewussten romantischen Überzeichnung des Gesamtstils gerechtfertigt. Der Musikgebrauch ist deshalb in diesem Fall nicht als ironisches Stilmittel zu erklären, sondern zielt auf eine Synästhesie, auf ein Zusammenspiel von visueller und auditiver Aussage ab, die – durch diese Überhöhung der Gefühlsaussage, die in Richtung Kitsch tendiert – nach Meinung Vincenz B. Burgs den Film selbst davor bewahrt, zu Kitsch zu werden: »DIE LIEBENDEN ist, im Jargon der Linguisten, ein Metatext, d. h. kein Film über romantische Liebe, sondern ein Film über Filme über romantische Liebe.«695
695
Burg (1984), S. 82

Der Einsatz von Opernszenen und Zitaten als Mittel der verstärkten Partizipation des Filmbetrachters

In einigen Fällen setzt Malle Musik jedoch bewusst ein, um die Handlung bzw. den Bildinhalt zu kommentieren. Dies zeigt sich im Gebrauch von Opernszenen. In mehreren Filmen benutzt der Regisseur Ausschnitte aus verschiedenen Opern, wobei die Musik im On montiert ist, teilweise auch von den handelnden Personen


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