erfuhr, und der
im realen Leben von latenter Geldnot und Beziehungsproblemen gezeichnet war.
Satie galt als sonderbarer Außenseiter, von der Gesellschaft belächelt, seine
Kunst nur von wenigen verstanden. Gleichzeitig wirkt die Anspielung auf den
Problemkreis des Akzeptierens der realen Welt und des Unterwerfens unter
gewisse Normen und Werte (so beispielsweise die oben aufgeführten Rollenbilder
des Zusammenlebens) wie eine Reminiszenz an die Person des Alain Leroy,
des Protagonisten aus dem Film Le Feu follet, der ebenfalls das angepasste
Leben in der Gesellschaft verweigert und in letzter Konsequenz den Suizid
begeht.
Malle verbindet so (zunächst einmal rein inhaltlich-musikalisch) die Person Satie als Beispiel für einen marginalen Künstler656
»Verkörpert er [André Gregory] nicht ein wenig das schlechte Gewissen des Ästheten und Intellektuellen, der scharfsinnig über das Leben zu reden aber es nicht zu ›leben‹ weiß, der philosophiert anstatt zu handeln? Aber Malle verurteilt nicht; eher ist das schon so eine Art gebrochen selbstironische Reflexion des Künstlers über sich selbst und seine gesellschaftliche Rolle.«657
Die Musik von Satie verkörpert somit musikalisch eine Reflektionsanregung für den Filmbetrachter, um diesen zu einer Kontemplation über den Sinn von Kunst und die schizophrene Lage des Künstlers, in der Kunst und im realen Leben zu leben, zu bewegen. Darüber hinaus entspricht der melancholisch-ruhige Gestus der Musik der geistigen Haltung Shawns, der nach dem Abendessen mit seinem Freund über die angesprochenen Themen und Probleme sinniert. Vor allem der letzte angesprochene Punkt der Konversation (die Entwicklung des Menschen und der Weg vom Kind zum Manne) scheint in ihm nachzuwirken, da er sich bei der nächtlichen Fahrt durch die Straßen New Yorks in seine Kindheit zurückversetzt fühlt und ihn jedes Gebäude an seine Vergangenheit erinnert. An dieser Stelle wirkt die Musik wie eine innere Stimme Shawns, wobei Malle sich selbst zitiert: Die Fahrt durch das |