t 6 (freundlich sanft, schwärmerisch) / t 7 (festlich, stolz) / t 11 (Aufbegehren, Wut) / t 12 (Melancholie, Wehmut) / t 21 (ziellos, resignierend) Nach einem lyrischen Beginn, einer Erinnerung an bessere Zeiten, einem Aufbegehren gegen das Schicksal, einer resignierenden Wehmut, erklingt kein zusammenhängendes Stück mehr, sondern nur noch Bruchstücke. Auch wenn das Klavierspiel wahrscheinlich keine direkte Gefühlsäußerung von France ist, so zeichnet die Musik doch indirekt das Schicksal der Familie nach, deren Lage immer schwieriger wird, bis sie in eine Sackgasse gerät, an deren Ende die selbstmörderische Idee Horns steht, Lucien im Gestapo-Quartier zu besuchen. Vor allem in den Takes 12 und 21 trägt die Musik viel zur Atmosphäre bei, die gerade bei Take 21 eine Perspektivlosigkeit widerspiegelt. Malle hat die Stücke nicht zufällig ausgewählt. Dieses belegen die Kommentare im Drehbuch, die sogar die ›Mondscheinsonate‹ explizit erwähnen, und die direkte Verbindung der Musik mit der Handlung, die beispielsweise in den Takes 7 und 12 gegeben ist.559
Vergleicht man die Entwicklung der Klaviermusik-Takes mit dem oben geschilderten atmosphärischen Verlauf der Swing-Takes, so lassen sich Parallelen feststellen. In beiden Fällen beginnt die Entwicklung mit einem freundlich-unbeschwertem Stück (Takes 6/2), hat dann einen dynamischen und motorischen Höhepunkt (Takes 12/15–17) und endet schließlich in einem Zersetzungsprozess (Takes 21/22). Aufgrund des stilistisch unterschiedlichen Charakters der beiden Gruppen und der sich ständig kreuzenden und abwechselnden Dramaturgien kann von einer Art dramaturgischer Dialektik gesprochen werden, welche am Schluss in eine Synthese, der bengalischen Flötenmelodie, mündet.560
Die Musik führt somit durch den Film, sie ist ein Indikator für Stimmungen und Atmosphären und begleitet die orts- und personenbezogenen Handlungsstränge (Hôtel des Grottes, Horns Wohnung) und die Entwicklung der Protagonisten.
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