sik in der Nachkriegszeit zu ziehen. Ab den 20er-, vor allem aber in den
30er-Jahren war Frankreich und vor allem Paris eine Hochburg für amerikanische
Jazzgrößen, die häufig sogar nach Europa übersiedelten. Die Gründe sind einerseits
in der damals liberaleren, weniger von Rassismus geprägten Gesellschaft als
auch in den besseren ökonomischen Bedingungen zu suchen. So florierte der
Swing in den 30er-Jahren, und Musiker wie Bill Coleman, Joe Turner oder
Arthur Briggs gaben der französischen Jazz-Szene wichtige Impulse. Während des
Krieges und der deutschen Besatzung verließen die amerikanischen Musiker
Frankreich, was zu einem Aufschwung der französischen Jazz-Musiker führte.
Wohl auch aufgrund des Bedarfs an Ablenkung und des »Hungers nach
Amüsement«469
Nach dem Krieg wurde Frankreich zur wichtigsten Station für amerikanische Jazz-Emigranten und zur »Hauptstadt des Jazz in Europa«,470
»Die jungen Existenzialisten umjubelten ihn [Bechet] und hielten seine Musik für einen musikalischen Ausdruck dessen, was doch viel eher der Bebop (den nur wenige von ihnen mochten) gewesen ist – Ausdruck der Ängste, der Entfremdung und ›Geworfenheit‹ ihrer Zeit. Sidney Bechet belächelte die ärmlichen Bop-Musikanten. Er spielte Icecream und andere fröhliche Songs [...]«473
Direkt nach dem Krieg war in der Tat zunächst Dixieland die gefragteste und beliebteste Jazz-Form, auch unter den Intellektuellen, bevor man kurze Zeit später zum modernen Jazz umschwenkte:
»Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ›Jazz-Boîtes‹ in St.-Germain-des-Prés zu dem mit existentialistischer Philosophie verstärkten Hauptquartier der Dixieland-Bewegung. Dann bemerkten die jungen Existentialisten, daß ihrer Philosophie doch eine Musik angemessener sei, in der sich nicht so sehr die glückliche Unbeschwertheit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wie die
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