losophischen,
künstlerischen und politischen Fragen auf. Er liest Montherlant, beschäftigt sich mit Le mythe
de Sysiphe von Camus und hat Poster kubistischer Maler an seinen Wänden hängen. Bei einer
Demonstration von Kriegsveteranen des Indochinakrieges verteidigt er seinen Freund Michel
gegenüber dessen Mutter mit den Worten: »Madame, cet enfant a le droit d’avoir des opinions
politiques!«,460
Clara, Laurents Mutter Clara verbindet mit Laurent das Dilemma, in einer Gesellschaft zu leben, in die sie nicht recht hinein passt. Sie wirkt als freigeistige, temperamentvolle Mutter wie ein Fremdkörper in der steifen Dijonaiser Bourgeoisie. Bereits in den ersten Szenen wird ihr schwerer Stand im Hause Chevalier deutlich. Von ihren Söhnen nicht ernstgenommen und von ihrem Mann für die fehlgeschlagene Erziehung der Kinder verantwortlich gemacht, erträgt sie dieses mit italienischer Lässigkeit und unternimmt eine zeitweise Flucht aus der bürgerlichen Enge, indem sie ihren Liebhaber trifft. Dennoch kann sie sich nicht zu einem radikalen Schnitt entschließen; die Affäre mit dem Liebhaber wird beendet und die Ehe nicht aufgegeben.
Die Musik im FilmIn 34 Takes montiert Malle insgesamt 2267 Sekunden Musik, was einem Anteil von ca. 33 %, gemessen an der Gesamtlänge, entspricht. Die Musik setzt sich stilistisch aus Jazz, vorwiegend Charlie Parker (häufig von Schallplatte), Tanzmusik (beim Tanztee des Sanatoriums und Ball des 14. Juli) und einer Vielzahl von verschiedenen, direkt durch die Situation motivierten Stücken zusammen, so z. B. der Marseillaise bei der Demonstration oder dem Orgelchoral in der Kirche. Quantitativ dominiert klar der Jazz, allein die Charlie Parker-Stücke bilden mit einer Gesamtlänge von 577 Sekunden ein Viertel des Musikanteils. Die musikalische Dramaturgie des Films besteht im Wesentlichen aus der Koppelung Musik–Person bzw. Musik–gesellschaftliche Schicht und deren Institutionen.
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