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  ... And the Pursuit of Happiness

Malles letzter vollendeter Dokumentarfilm war gleichzeitig sein Abschiedswerk von Amerika, bevor er 1986 wieder nach Frankreich zurückkehrte, um Au revoir les enfants vorzubereiten. In ihm befasst er sich mit der Frage der Immigration in die USA; der Film stellt somit gewissermaßen eine dokumentarische Fortsetzung und Vertiefung des Spielfilms Alamo Bay dar. Vom Sender HBO aufgrund des hundertsten Geburtstages der Freiheitsstatue mit einer Dokumentation beauftragt, entschloss sich Malle, sein Augenmerk auf die aktuelle Situation der Immigranten zu richten, anstatt den Weg der europäischen Einwanderer in der Vergangenheit zu verfolgen. Malle stellt die Frage, aus welcher Motivation immer noch Immigranten in das Land USA (welches sich zum Zeitpunkt der Dreharbeiten in einer Wirtschaftskrise befand) drängen und ob das Prinzip des ›melting pot‹, der aus verschiedenen ethnischen Gruppen fusionierenden Bevölkerung, noch Bestand hat.

Aufgrund des klar abgesteckten Themas unterschied sich die Arbeitsweise dieses Dokumentarfilms von der der übrigen, in denen Malle mehr oder weniger spontan seinem Instinkt gefolgt war und das gefilmt hatte, was ihm wichtig erschien. Der Anspruch, einen möglichst repräsentativen Querschnitt über die verschiedenen ethnischen Minderheiten zu bieten, erforderte eine verstärkte Recherche und einen koordinierten Drehablauf, da Malle quer über die USA und Mexiko verteilte Personen aufsuchte (New York, Miami, Los Angeles, Tihuana, Houston, Dallas, Nebraska etc.). Dennoch behält der Film den Stil eines Reisetagebuchs, auch wenn der Regisseur die verschiedenen Segmente nicht nach Orten gliedert, sondern frei aneinander reiht. Die Drehweise des Films gleicht God’s Country. Malle führt selbst die Kamera und wird lediglich von einem Tontechniker und einem Mitarbeiter der Produktionsfirma begleitet. Somit herrscht erneut das vertrauensvolle Klima zwischen Interviewer und Interviewtem vor, das bereits den früheren Film ausgezeichnet hatte. Zudem geht Malle mit der gleichen unprätentiösen Bescheidenheit und Neutralität, aber auch Faszination an das Thema heran wie in den vorherigen Filmen: »le film [. . . ], à la fois modeste par rapport à son objet et très personnel: reflet d’une fascination.«438

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Chevrie, Marc/Katsahnias, Iannis: »Œil pour œil. L’Amérique et les autres.« In: Cahiers du Cinéma 397 (6/87), S. 40 (»der Film [ist] zugleich bescheiden in Bezug auf sein Thema und sehr persönlich: Abbild einer Faszination.«)
Malles Bewunderung für die Energie und die Kraft dieser Immigranten wird an mehreren Stellen deutlich; am Ende spricht er sie auch im Off-Kommentar aus.

Die Gespräche mit den Immigranten bestimmen den Kern des Films.439

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Vgl. ebda.: »Ce qu’exerce Malle, plus qu’un regard, c’est une oreille, chacun se racontant et le film finissant par constituer un grand récit á plusieurs voix.« (»Malle schult, mehr als den Blick noch, das Ohr: Jeder erzählt und der Film wird so zu einer großen Erzählung mit mehreren Stimmen.«)
Malle beginnt mit der Vorstellung mehrerer Personen, die reüssiert haben, sich in den Lebensstil und das amerikanische Wirtschaftsprinzip einzuleben: den Taxiunternehmer aus Ghana in Dallas, den russischen Theaterlehrer Boris Leskin, die Computerspezialistin aus Kuba, den Astronauten Chang-Diaz aus Costa-Rica, der mittlerweile die amerikanische Staatsbürgerschaft erlangt hat und die hoffnungsvollen Nachwuchswissenschaftler aus Korea und Vietnam, denen ein besonders guter

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