- 173 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Regisseurs für die Leute spürt, verfällt er dennoch nicht in Anbiederungsversuche oder euphemistische Elogen.

Das Korrektiv bildet (wie schon in Bons baisers de Bangkok, wenn auch in anderer Funktion) der Off-Kommentar. Malle gestaltet ihn liebevoll-ironisch, so dass deutlich bleibt, dass der Regisseur wohl die Fähigkeit besitzt, sich im American way of life zu assimilieren, gleichzeitig aber immer noch Europäer bleibt und manche Eigenarten Amerikas bzw. seiner Bewohner mit Abstand betrachtet. Als Beispiel seien hier die Rasenmäherobsession der Bewohner, das Softballspiel und das Wiedersehen mit der 91-jährigen Miss Litzow angeführt. Malle reiht am Anfang des Films (ab 0:08:19) mehrere friedliche Bewohner beim Rasenmäher aneinander. Dazu spricht er im Off: »Sie [die Bewohner von Glencoe] haben eine verheerende Leidenschaft: das Rasenmähen. Zu jeder Tageszeit säbeln Männer, Frauen und Kinder wütend jeden Grashalm ab, der sich herauswagt. Vielleicht eine letzte Spur des alten Pioniergeistes.« Beim Damen-Softball verkündet er zu den Bildern der wohlgenährten Spielerinnen (0:10:48): »Mit diesen Mädchen werde ich keinen Streit anfangen.« Und auf die detaillierte Schilderung Miss Litzows, welches Gemüse sie bereits eingemacht habe, entgegnet er im Off »schön, schön.« (1:08:45). An diesen Stellen wird deutlich, mit welch warmer Ironie Malle seine Erkundungen dem Filmbetrachter präsentiert.

Der Film enthält somit an verschiedenen Stellen erklärende Hinweise des Regisseurs, bzw. dessen Gedankengänge; zumeist wird jedoch der O-Ton der Interviewten mit Untertiteln montiert – ein Indiz für die Authentizität des Dokuments.

Die Tonspur des Films ist durch die Ästhetik des cinéma direct geprägt. Es herrscht vorwiegend Synchronton; nur an einzelnen Stellen montiert Malle die Interviewstimme über Bilder, die die sprechende Person bei einer anderen Tätigkeit zeigen. Dies ermöglicht dem Filmbetrachter, sich ein umfassenderes Bild der Person zu machen, bzw. die akustische Information verbindet sich mit der abweichenden visuellen zu einem erweiterten Bild, über welches der Zuschauer reflektieren kann.

In Bezug auf die Musik bleibt zu sagen, dass an mehreren Stellen das Radio bzw. Fernsehen im Hintergrund erklingt, eine typisch amerikanische Form von akustischer Berieselung.437

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Laut Malle war ursprünglich geplant, eine Dokumentation über die Shopping Malls zu drehen. Dieses scheiterte jedoch daran, dass die konstant eingesetzte Hintergrundsmusik in den Malls ein Drehen mit Synchronton und ein Weiterverarbeiten des Materials in der Montage unmöglich machte (Vgl. French (1998), S. 211 f.). Diese Dauerbeschallung beschränkt sich nicht nur auf öffentliche Orte. In den USA ist es durchaus nichts Unübliches, den ganzen Tag den Fernseher laufen zu lassen, auch wenn niemand zuschaut oder im Raum ist.
Zudem zeigt Malle die Bewohner bei Festangelegenheiten, so der Hochzeit (ab 1:01:08) und der Kirchweihe (0:02:36), die musikalisch im On begleitet werden. In diesen Fällen komplettiert die Tonspur das Bild, bzw. reichert dieses an. Die Musik informiert über Gebräuche und ist mit dem Ort verbunden, sei es der Ragtime Swipesy bei der Theaterprobe oder das Chicago-Stück Colour my world als Ehrentanz für das Brautpaar, hier von einer Tanz-Combo gespielt. So bildet die Tonspur, ähnlich wie in den früheren Dokumentationen, ein authentisches Akustik-Fresko einer ländlichen Gemeinde im mittleren Westen der USA, hat jedoch keine weiter gehenden dramaturgischen Funktionen. Eine Ausnahme bildet der Ländler, der bei der Kirchweihe von einer Band gespielt wird. Malle montiert ihn bereits kurz vorher beim Vorspann im Off.


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