- 135 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Anna (I + II)

Neben Stephen bekommt auch die andere Hauptperson ein ihr zugeordnetes Stück. Das Stück Anna erklingt im Film in zwei Versionen, Anna I wird unbegleitet von hohen Streichern gespielt, während die Melodie bei Anna II gleichzeitig gestrichen und von Pizzicato-Streichern gezupft wird. Stand die Musik im Falle von Stephen eher für das quälend leidenschaftliche und sehnsüchtig klagende Element, so ist es bei Anna das Geheimnisvolle, das betont wird.



Die Höhe (das Thema beginnt auf a3), die Melodik316

316
Das h im zweiten Takt fügt der Funktion Mollsubdominante die große Sexte hinzu; dieser in a-moll leitereigene Ton verleiht dem Akkord einen dorischen Charakter. Zu bemerken sind außerdem die in Takt 8 einsetzende Chromatik (ais (b)-a-gis), die in Kombination mit dem Tritonus (d-gis; Takt 9 auf 10) dem Thema eine Atmosphäre von Gefahr und Spannung verleiht.
und die Verwendung von hohen Streicherklängen verstärken die geheimnisvolle Aura, die vor allem in Take 4 die Frau umgibt. Ganz in schwarz gekleidet und kühl und formell bei der Ansprache von Martyns Eltern, erweckt sie das Misstrauen von Stephens Ehefrau Ingrid.

Im Folgenden werden Motive des Themas in den Stücken Paris-Brussels und At the Beginning verwendet, wobei die Musik Annas Präsenz anzeigt bzw. Stephens Gedanken an sie wiedergibt.

Weitere Musik

Es soll an dieser Stelle lediglich auf die Existenz anderer Stücke hingewiesen werden, die thematisch nicht mit den oben genannten verwandt sind. In the Country ist eine Klavierfantasie, die sich inmitten der übrigen Takes wie eine etwas freundlichere Vision herausnimmt. Dur-Passagen (eine Seltenheit in Preisners Partitur) korrespondieren mit der behaglichen Landhausatmosphäre, kontrapunktieren dennoch die latent vorhandenen Spannungen zwischen Anna und Stephen. Wie ein Fanal wirkt die aufsteigende Quarte (a-d in d-moll) zu Beginn von Take 21, nachdem der Großvater bezüglich Martyn gesagt hat: »Ich glaube, er gewinnt einfach alles«. Dass Martyn am Ende aber sogar sein Leben verliert, wird hier plakativ und kaum zu überhören angekündigt. In the Country erklingt zum ersten Mal in Segment 28, während die Familie samt Großvater zu Ehren von Martyns Beförderung im Restaurant speist. Preisner zieht hier musikdramaturgisch eine Parallele zu dem Mahl im Landhaus in Segment 64, bei dem die gleiche Personenkonstellation besteht.


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