verläuft. Dieses ist
auch im Falle des Stückes Fly-tox der Fall, einer ruhigen, elegischen Komposition, von
Solovioline mit Rhodes-Begleitung gespielt, die eine stille, würdevolle Trauer
auszudrücken scheint. Dieses Stück wird in Segmenten montiert, in denen die
Familienmitglieder von dieser Trauer nicht besonders ergriffen zu sein scheinen. Paul hat
als einzige Sorge, möglichst schnell wieder nach Bordeaux zu kommen, Milou und
Léonce unterhalten sich über die sterblichen Reste von Milous Vater in der
Familiengruft und Camille versprüht in der Küche Insektenspray, was ihren
Sauberkeitswahn unterstreicht. Der Gegensatz von musikalischem Ausdruck und
Bildinhalt charakterisiert und entlarvt die Haltung der Familienmitglieder, deren
teilweise falsche Frömmigkeit (Camille) nur schwer die eigentlichen Interessen
(Erbschaft) kaschiert.
Deutlicher wird die Funktion des Kommentars in den Bearbeitungen Grappellis von präexistenten Stücken: La fille du bédouin und der Internationalen. Durch Verfremdung von bereits erklungenem Material erreicht Grappelli die Aufmerksamkeit des Filmbetrachters, den die Veränderung zur Reflexion anregt. La fille du bédouin wird zum ersten Mal in Segment 53–54 montiert, wenn Georges mit der afrikanischen Maske tanzend die übrigen Familienmitglieder zu einer Polonaise um das Totenbett animiert. Diese Stelle kennzeichnet den Höhepunkt der freizügigen und lockeren Entwicklung, die sich bereits am Nachmittag angekündigt hat. Das Stück erklingt anschließend in Grappellis Version, wenn die Familie gemeinsam mit den Boutelleaus in den Wald flüchten.
Diese Karawane wird im fahlen Morgenlicht in Weitsicht im Profil gezeigt, dazu verfremdet Grappelli das Original, indem die Soloklarinette eine kleine Sekunde (statt der großen) spielt, was einer verminderten Sexte entspricht und der Musik einen orientalischen Zug verleiht (Zigeunertonleiter). Bei Einsatz von Grappellis Geige ändert sich die Stimmung; die Blue notes verleihen der Szenerie einen ironischen Anstrich, die drohende Gefahr (Einfall der Kommunisten; Nomadendasein im Wald) wird auch durch die Kommentare der Personen entdramatisiert.295
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