- 115 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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sie ›im Blicke des Kindes liegt‹, das Malle als Schüler darstellt, und somit seine persönlichen Gefühle und Impressionen überträgt. Dennoch darf der emotionalisierende Gebrauch der Musik nicht für den ganzen Film generalisiert werden; diese Wirkung ist vor allem in den letzten Szenen von Bedeutung. Es wird in der Kritik Martina Müllers deutlich, dass sich die verstärkte Beeinflussung des Zuschauers am Ende des Films nicht nur auf die akustische Ebene beschränkt. Sie schreibt:

»Werden die Farben zu einer unablässigen Aufforderung, den Ernst der Geschichte nicht zu verfehlen, so wird das Insert am Ende des Films zu einer Nötigung. Die Mitteilung, daß vier Personen des Films in Konzentrationslagern ermordet wurden, liest sich wie ein Gebot: Ergriffenheit und Zustimmung für den Film. Anstelle von Einsicht eine Überrumpelung, der zu widersprechen nicht erlaubt scheint. [...] Der Druck, den Malle am Ende ausübt, kann nur zu einer Lähmung führen, die verhindern könnte, genau hinzuschauen, wenn der Regisseur in seinem Film vom Faschismus erzählt, statt ihn nur herbeizuzitieren.«281

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Müller, Martina: »Auf Wiedersehen Kinder«. In: epd Film 11/87, S. 29

Zweifelsohne hebt sich dieser Film Malles von früheren dadurch ab, dass kein Sujet behandelt wird, welches kontroverse Reaktionen hervorrufen könnte, wie dieses der Fall bei Le Souffle au coeur, Pretty Baby oder vor allem beim (von der Zeit und dem Sujet vergleichbaren) Lacombe Lucien war. So wird die Vermeidung von plakativen Darstellungen zwecks Schaffung mehrdimensionaler Personen (siehe Joseph, Pater Jean) von der übermächtigen Ungerechtigkeit des schrecklichen Naziterror überdeckt, der nur eine Meinung zulässt, und die Frage der Schuld oder Verantwortung nicht klar genug gestellt. Verglichen mit dem 1974er Film Lacombe Lucien sagt Jean-Claude Laureux: »Pour moi, Lacombe Lucien est un film beaucoup plus intéressant parce qu’il appelle le débat. Au revoir les enfants n’appelle pas le débat – tout le monde est d’accord.«282

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»Für mich ist Lacombe Lucien ein wesentlich interessanterer Film, da er eine Kontroverse hervorruft. Bei Au revoir les enfants ist das nicht der Fall – hier sind sich alle einig.« (Interview mit dem Verfasser, 4. 4. 2001)

Die Subjektivität der Darstellung, die Malles Film am Ende annimmt, erzeugt ein eindimensionales Gefühl beim Filmbetrachter, liegt aber wie oben bereits erwähnt in der autobiographischen Quelle des Films und in Malles Intention, seine persönlichen Erinnerungen zu verfilmen – dieser Aspekt muss immer beachtet werden. Dennoch widerspricht gerade die Musikdramaturgie trotz typisch Mallescher Kennzeichnung (auditive Charakterisierung des Ortes, Musik im On etc.) seiner Forderung, Musik im Film dürfe nicht simpel paraphrasierend und beeinflussend angewendet werden.

  Milou en mai – der glückliche Charme der Bourgeoisie

Nach dem unerwarteten Erfolg von Au revoir les enfants drehte Malle auch den nächsten Spielfilm in Frankreich. Inspiriert wurde er zu dem zum Zeitpunkt der


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