Einleitung
| »Wir Komponisten sind es, die die Gefühle des
Publikums dirigieren.« (John Barry)1
John Barry zit. nach Kloppenburg, Josef (2000b): »Filmmusik.
Stil–Technik–Verfahren–Funktionen«. In: Kloppenburg (Hrsg.) (2000a): Musik multimedial.
Filmmusik, Videoclip, Fernsehen. Laaber: Laaber 2000, S. 21–56, hier S. 49
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| »Je n’ai jamais voulu utiliser la musique dans mes
films dans le sens que beaucoup de metteurs en scène
l’utilisent, d’une façon pavlovienne, c’est-à-dire pour
susciter des réactions d’émotion comme si on appuyait
sur une sonnette, pour au fond dire aux spectateurs par
le biais de la musique, quelle émotion ils sont supposés
ressentir à ce moment-là du film.« (Louis Malle)2
Louis Malle in einem Radiomitschnitt der Sendung Le bon plaisir: Louis Malle, gesendet am
11. 5. 1996 auf France Culture. (»Ich habe die Musik in meinen Filmen niemals auf die Weise
verwenden wollen, wie sie viele Regisseure gebrauchen, nämlich in einer pawlowschen Form;
d. h., um emotionale Reaktionen hervorzurufen wie als wenn man auf einen Klingelknopf
drückt, um dem Publikum im Grunde durch die Musik vorzuschreiben, welches Gefühl sie in
welchem Moment des Films verspüren sollen.«)
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Die Verbindung zwischen Musik und Emotion gilt als »unbestrittene
Tatsache«.3
Behne, Klaus-Ernst: »Musik – Kommunikation oder Geste?«. In: Klaus-Ernst Behne (Hrsg.)
(1982a): Gefühl als Erlebnis – Ausdruck als Sinn (Musikpädagogische Forschung; Bd. 3).
Laaber: Laaber 1982, S. 125–143, hier S. 125
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Musik wird vielfach
als eine »Sprache der Gefühle«4
Helmut Rösing: »Musikalische Ausdrucksmodelle«. In: Bruhn, Herbert/Oerter, Rolf/Rösing,
Helmut (Hrsg.): Musikpsychologie. Ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1993,
S. 579–588, hier S. 579
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bezeichnet, deren elementare Ausdrucksmuster über gesellschaftliche und ethnische
Kreise hinweg allgemeine Gültigkeit zu besitzen scheinen.
Gilt dies für die Musik in verschiedenen Rezeptionssituationen, so in verstärktem Maße
für den Einsatz von Musik in Filmen. Durch die in diesem Fall weitgehend unbewusste
Wahrnehmung von Musik bietet sich diese als häufig genutzte Möglichkeit an, die
Gefühle des Filmbetrachters zu lenken, was der Kommentar des Filmmusikkomponisten
John Barry eindeutig bestätigt (s. o.). Der französische Regisseur Louis Malle
distanziert sich dagegen im obigen Zitat von dieser intendierten Wirkung, indem er den
Kommunikationsprozess zwischen Komponist und Zuschauer in einigen Fällen
mit dem Abrufen eines konditionierten Reizes vergleicht; ein Verfahren, das er
kritisiert.
In der vorliegenden Studie werden 28 Filme Malles in Bezug auf das Bild-Ton-Verhältnis
untersucht, um herauszufinden, inwieweit Malle seinem ästhetischen Postulat eines nicht
beeinflussenden Einsatzes von Musik gerecht wird. Das obige film-
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