- 357 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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3. Vorerfahrungen der Schüler


Was ihre Erfahrungen mit Computertechnologien anbetrifft, so unterscheiden sich heute schon die 12- bis 14jährigen erheblich von den 18- oder 19jährigen. Die anfangs der achtziger Jahre Geborenen haben die Umwelt, seit sie sie bewußt wahrnehmen, als eine Welt kennengelernt, in der Computer allgegenwärtig sind. Mit den spezifischen Kenntnissen und Vorerfahrungen dieser Nintendo- und Amiga-Generation wird aber im Musikunterricht noch zu selten gerechnet.

Selbst die billigen und beschränkten, meistens aber immerhin recht bunten Musikprogramme, die ohne Kopierschutz auf den Teenie-Computern laufen, bergen ein mitunter enormes musikpädagogisches Potential.

Es gibt junge Menschen, die weitgehend ausschließlich aufgrund der Beschäftigung mit solchen Programmen Noten lesen lernen. Aus der Selbstverständlichkeit, mit der die nachwachsende Generation mit Computern umgeht, resultiert wahrscheinlich auch manches Mißverständnis zwischen Schülern und Lehrern: während nämlich für die meisten Musiklehrer das pure Vorhandensein eines Computers im Musikraum schon etwas Besonderes ist und der Lehrer sich selbst vielleicht auf diese Weise signalisiert:

"Ich bin am Ball, mein Unterricht ist auf der Höhe der Zeit", so kann es durchaus sein, daß die Schüler dies ganz anders wahrnehmen. Für viele von ihnen ist der Computer eher ein Gerät, das so selbstverständlich ist wie ein Kassettendeck oder ein Tintenkiller. Den Reiz des Neuen, den haben inzwischen auch Musikcomputer eingebüßt. Erst dadurch ist freilich so etwas wie Normalität im Umgang mit dem Computer möglich geworden.



4. Was sollten Lehrerinnen und Lehrer wissen und können?


Unabdingbare Voraussetzung, um überhaupt zu einer halbwegs tragfähigen Einschätzung der Möglichkeiten und Grenzen des Computereinsatzes im Musikunterricht zu kommen, ist ohne Zweifel, daß Musiklehrerinnen und Musiklehrer mit fundierten Kenntnissen und Fähigkeiten in diesem Bereich ausgestattet werden. Das Ausbildungsangebot in Sachen MIDI ist inzwischen an vielen Hochschulen recht gut.

Auch im Bereich der berufsbegleitenden Lehrerfortbildung gibt es ein umfangreiches Angebot zum Umgang mit Musikcomputern. Häufig werden diese Angebote aber in erster Linie von denen wahrgenommen, die ohnehin schon Bescheid wissen. Noch sind es zu wenige Lehrerstudenten, die sich von der Notwendigkeit überzeugen lassen, sich auch mit neuen Musiktechnologien zu beschäftigen.

Trotzdem liegt die Schuld dafür natürlich nicht bei den Studierenden. Sobald man nämlich versucht, neue Ausbildungsinhalte, wie z.B. Computer, verbindlich oder prüfungsrelevant zu machen, spürt man schnell den Widerstand von Dozenten traditioneller Fächer, welche um ihre Besitzstände und Pfründe bangen. In der Tat ist ja der scheinbare oder tatsächliche Konservativismus unserer Hochschulen in der Regel eine


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