- 354 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
  Erste Seite (3) Vorherige Seite (353)Nächste Seite (355) Letzte Seite (381)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 


stellung zu trainieren und um zu lernen, Kenntnisse der Musiktheorie für das Komponieren nutzbar zu machen. Gegeben waren Text und harmonischer Ablauf. Die Arbeiten wurden vom Lehrer zu Hause in den Computer eingegeben und anschließend vorgespielt. Nun kann man natürlich einwenden, die Hörkontrolle hätte man auch einfacher haben können, indem man die Kanons singt oder spielt.

Für die auf Anhieb gelungenen Schülerarbeiten trifft das auch zu, aber die allermeisten Schülerinnen und Schüler haben das Kriterium Singbarkeit oder Spielbarkeit zunächst kaum im Griff, weil sie bei der Komposition ganz andere Prioritäten setzen: harmonische Stimmigkeit, Linearität, Ausdrucksgehalt. Durch die Verwendung des Computers hat die Lerngruppe die Möglichkeit, alle Lösungen drei- oder vierstimmig anzuhören, und seien sie noch so unspielbar oder unsingbar. Außerdem können Alternativvorschläge ausprobiert werden.

Es ist sinnvoll, das Harmoniegerüst in einer Schleife einzuspielen, so daß die Schüler zunächst einmal die einstimmige Melodie daraufhin überprüfen können, ob sie zum Harmonieplan paßt. Nicht jede passende Melodie eignet sich auch als Kanon. Woran liegt das? Wieso genügt es nicht, allein die Übereinstimmung mit dem zugrundeliegenden Akkord zu beachten? Auch hier lassen sich Vorschläge schnell und anschaulich in Klang umsetzen. Der Einsatz eines Overhead-Displays kann hier sinnvoll sein, häufig genügt es aber auch, Noten auszudrucken und zu vervielfältigen.



C. Der Computer als Hilfsmittel zur Verdeutlichung musikalischer Zusammenhänge: Der Cancan


Eine Unterstufenklasse hatte die "Schildkröten" aus Camille Saint-Saëns Karneval der Tiere in einer vereinfachten Fassung musiziert: die Triolen der Begleitung wurden als Achtel gespielt, die Baßmelodie auch von hohen Instrumenten (Blockflöten u. ä.) gedoppelt. Nun ging es darum, einerseits den Unterschied zwischen Original und Vereinfachung, andererseits aber auch den zwischen Saint-Saëns Komposition und der Vorlage - dem Cancan von Jacques Offenbach aus Orpheus in der Unterwelt - deutlich werden zu lassen.

Im untenstehenden Notenbeispiel sind auf getrennten Spuren von oben nach unten eingegeben:


1.     Die Melodie (Offenbach).

2.      Die vereinfachte Begleitung, wie die Schüler sie musiziert hatten.

3.      Die Originalbegleitung von Saint-Saëns.

     Die Begleitung in nachschlagenden Akkorden, wie Offenbach sie verwendet. (Ergänzen      ließe sich in einem fünften System die Melodie als Kontrabaßstimme, wie sie bei Saint-     Saëns erscheint.)


Erste Seite (3) Vorherige Seite (353)Nächste Seite (355) Letzte Seite (381)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 354 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II