- 301 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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nach den Gründen, warum die Unterrichtspraxis anderer Schulformen weitgehend unberührt geblieben ist, so ist wieder an den musikalischen Ausbildungsstand vieler Lehrer zu erinnern, aber auch an das kulturpolitische Vorurteil, "höhere" Musik sei das bevorzugte Bildungsgut für "höhere" Schüler, während der Rest vom blinden Musikkonsum ohnehin nicht abzuhalten sei, zumindest nicht während deren kürzerer Pflichtschulzeit in der allgemeinbildenden Schule.

Im Geleitwort zur genannten Bundesschulmusikwoche wurde gefordert, das Verhältnis unserer Jugend zu den Technischen Mittlern endlich in pädagogische Betreuung zu nehmen. Solche Einsichten kamen allerdings um Jahrzehnte zu spät, nachdem die wenigen vielversprechenden Ansätze der zwanziger Jahre gerade nicht zu dem gehörten, was nach dem Ende des Dritten Reiches aus der Kestenberg-Ära im Bewußtsein geblieben war. Zu erinnern wäre hier u.a. an die intensiven Auseinandersetzungen mit der Schallplatte als Mittel zur Reproduktion (Jöde u.a.) oder Produktion (in der Rundfunkversuchsstelle der Berliner Musikhochschule durch P. Hindemith, E. Toch u.a.).

Man wird sagen müssen, daß aus dem "In-pädagogische-Betreuung-Nehmen" ein chancenloser Wettlauf mit der musiktechnischen Entwicklung geworden ist, in dem die ersten Plätze längst vor dem Start vergeben sind. Um im Bilde zu bleiben: Viele Musiklehrer gehen gar nicht erst an den Start, andere geben vor dem Ziel auf, wenige versuchen, neue Strategien zu entwickeln. Dieses gilt vor allem für die in den 80er Jahren aufgekommene Digitaltechnik. Schon bei der Handhabung geraten viele Lehrer gegenüber ihren Schülern ins Abseits, wie einst bei der Bedienung von Plattenlaufwerk und Tonbandgerät!

Begründete didaktische Entscheidungen für den Einsatz solcher Geräte, die immerhin seit Mitte der 70er Jahre gefordert wurden,     

z.B. von Ulrich Günther und Gerhard Kirchner, vgl. Anm. 21, S. 191ff. und S. 232ff.


treten oft zugunsten fremdbestimmter Einflüsse zurück. Ich nenne nur

     - das engagierte Eigeninteresse einzelner Schüler oder gelegentlich auch Lehrer,      vorwiegend im Bereich der Popmusik

     -und die Industriewerbung, die sich gezielt auch auf solche Musiklehrer richtet, die die      dort gemachten Versprechungen schwer einschätzen können.



6. Station

oder "Neue Utopien"


Eine letzte fachgeschichtliche Station zum Verhältnis von technischen Medien und Musikpädagogik bezieht sich auf den produktiven und handelnden Umgang mit technischen Geräten. Ich möchte dieses an Vorgängen verdeutlichen, die sich im Rahmen


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