- 225 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
  Erste Seite (3) Vorherige Seite (224)Nächste Seite (226) Letzte Seite (381)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 


mit diesem Wissen mit relativ geringem Aufwand die Aufgabe lösen, das Klanggemisch in seine Einzelkomponenten zu zerlegen. Wären die Formantfrequenzen nicht unabhängig von der gespielten Tonhöhe, müßte von dem Wahrnehmungsapparat eine ungleich größere Datenmenge gelernt werden und zur Detektion des Instruments die gespielte Tonhöhe bekannt sein.

Es ist kaum vorstellbar, daß diese Aufgabe von dem Wahrnehmungsapparat in Echtzeit zu bewältigen wäre.



Sampler und ihr Umgang mit Formanten


Dieses Prinzip wird in Samplern oder Synthesizern, deren Klangerzeugung auf gesampelten Klängen beruht, mißachtet. Das Prinzip des Samplers ist, daß einzelne Originalklänge aufgenommen und den Tasten eines elektronischen Musikinstruments zugeordnet werden.

Aus Speicherplatzgründen wird jedoch in der Regel darauf verzichtet, jeder Taste ein eigenes Sample zuzuordnen, vielmehr werden pro Oktave nur ein bis zwei Originalklänge abgespeichert und die dazwischenliegenden Klänge einfach durch schnelleres Auslesen aus dem Speicher generiert. Das schnellere Auslesen aus dem Speicher verändert die relative Stärke der Teiltöne untereinander nicht, lediglich ihr Abstand verändert sich.

In Abbildung 7 ist dargestellt, wie sich dieses Phänomen im Klangspektrum auswirkt. Im oberen Klangspektrum ist der Originalklang, in der Mitte der um eine Quinte transponierte Originalklang und unten der gegenüber dem oberen Klang um eine Quinte erhöhte Klang, den die natürliche Trompete produzierte, zu sehen.

In dem mittleren Klangspektrum ist das Minimum, das im oberen und unteren Klangspektrum bei 1000 Hz zu finden ist, auf 1500 Hz verschoben worden. Würde gar eine Transposition um eine Oktave vorgenommen, läge dieses Minimum nach der Transposition bei 2000 Hz.

Es wird hier deutlich, daß durch das Konzept der Transposition von Samples das Klangerzeugungskonzept, das von den natürlichen Musikinstrumenten verwendet wird, nicht nachvollzogen werden kann, die Klänge mit zunehmender Transposition sich von dem Klangbild, das ein natürliches Musikinstrument aufweist, immer mehr entfernen.

Umgehen ließe sich dies, indem man die Anzahl der Samples drastisch erhöhte und jeder Taste ein eigenes Sample zuordnen würde - dies scheitert bei Geräten, die für den Consumer-Bereich vorgesehen sind, jedoch an dem damit verbundenen Speicherbedarf und den damit im Zusammenhang stehenden Kosten.

Wollte man im Extremfall auch die Dynamik nach den Klangfarbengesetzen gestalten, müßte man nicht nur jede Tonhöhe, sondern auch jede Dynamikstufe getrennt samplen.


Erste Seite (3) Vorherige Seite (224)Nächste Seite (226) Letzte Seite (381)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 225 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II