- 214 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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Amplitude aber nicht. Die Teiltöne bewegen sich mit der Hüllkurve hin und her (Abbildung 14). Pulsbreite, Pause und Periodendauer werden proportional gestreckt und verkürzt. Das Tastverhältnis aber bleibt konstant. In dieser reinen Form gelangt die FM in der Regel nicht an das Ohr des Hörers, da jede Übertragungskennlinie, die nicht absolut eben verläuft, und jede Raumeigenschwingung bei einer Frequenzänderung einer Klangkomponente auch die Amplitude verändert.

Die reine Pulsbreitenmodulation, die ohne jede Änderung der Frequenz die Teilton-Stärken im Sinne einer verschobenen Hüllkurve verändert, so daß die einen verstärkt, die anderen geschwächt werden, je nach dem, ob sie auf der steigenden oder fallenden Flanke der Hüllkurve enden, ist ebenfalls unrealistisch und im Vibrato nicht beobachtet worden. Sie ist als reine Klangfarbenmodulation ohne Frequenzänderung (KL in Tab. II) jedoch Grundlage für die Klangfarbendynamik,     

Siehe Anmerkung 32


da gerade die vom Verschiebungsgesetz beschriebenen spektralen Veränderungen durch die Impulsbreiten- und -formvariation veranlaßt werden (Abbildung 13 und 16).

Der 4. Fall ist der mit FR in der Tabelle II bezeichnete, bei dem die Frequenz moduliert wird, während die Impulsbreite konstant gehalten wird. Die Verlängerung der Periode wirkt sich ausschließlich auf die Pausen, d.h. auf die Abstände zwischen den Impulsen, aus. Konstante Impulsbreite bedeutet: ortsfeste spektrale Hüllkurve. Folglich bewegen sich - dem veränderten Tastverhältnis T/s entsprechend - die Teiltöne im Takt der Modulationsfrequenz unter der Hüllkurve hin und her, wobei sie z.T. große Amplitudenänderungen erfahren. Dies gilt gerade auch für den Fall der Tonhöhenveränderung beim Tonleiterspielen in gleichbleibender Dynamik: die Formantbereiche und Einschnitte bleiben ortsfest, sie wandern nicht mit (Abb. 12).

Eine 5. Variante ergibt sich dadurch, daß sich bei der Pulsbreitenmodulation die Periodendauer ausschließlich durch die Verkürzung oder Verlängerung der Impulsbreite ändert. Dadurch geraten alle Kennwerte gleichzeitig in Bewegung: neben der Pulsbreite auch die Frequenz und das Tastverhältnis; lediglich die Pulsabstände bleiben konstant. Das ist ziemlich genau das Bild, das uns von den Schwankungserscheinungen her bekannt ist.

Die statistischen, die Anregungsfunktion betreffenden Unregelmäßigkeiten der Klangerzeugung werden daher am zutreffendsten von einer Kombination von Modell 3 und 4 beschrieben, die in gewisser Näherung auch von Fall 5 realisiert wird.

Hier bestätigt sich noch einmal die Simplex-Komplex-Regel, nach der an der Quelle der Klangerzeugung, und zwar in der Zeitfunktion des Quellenspektrums, mit einfachen Mitteln komplexe Strukturveränderungen, wie wir sie im Bereich der herkömmlichen Klänge vorfinden, vorgenommen werden können; d.h., daß so am einfachsten und wirkungsvollsten, mit minimalem Aufwand ein maximaler Effekt erreicht werden kann (Minimax-Prinzip).


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