- 190 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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am unmittelbarsten in der Zeitfunktion der Schwingung darstellt, ist selbstverständlich. So ergibt sich dann zwangsläufig die Einsicht, daß es bei der Betrachtung der mit herkömmlichen Instrumenten erzeugten Schwingungen viel logischer ist, von der time domain auszugehen als von der frequency domain. Schon bei der Erklärung der Schwingungserregung durch Impulse hatten wir die time domain zugrunde gelegt. Sie wird sich in gleicher Weise als günstig erweisen für die Klangsynthese. Das hat mehrere Gründe:


     1.      Das Instationäre im stationären Klang kann viel anschaulicher eingeführt werden; wir           folgen damit den realen Verhältnissen in der Natur.

     2.      Maximale Wirkungen lassen sich mit minimalem Aufwand erzielen, und das Ergebnis           klingt auch natürlicher als die nachträgliche Manipulation in der frequency domain. Hier           wird das Minimax-Prinzip in Verbindung mit der Simplex-Komplex-Regel wirksam.

Jobst Peter Fricke, Die Wechselwirkung von Mensch und Instrument im Zusammenspiel

 von Physik und Psychologie, in: Neue Musiktechnologie. Vorträge und Berichte

 vom KlangArt-Kongreß 1991, hrsg. von Bernd Enders und Stefan Hanheide,

 Mainz 1993, S. 169-196, dort S. 185f.


3.     Die Schwankungserscheinungen laufen im richtigen Mischungsverhältnis ab, das           gegeben ist durch Anteile von Frequenz-, Amplituden- und Klangfarben-Modulation.           Das hängt damit zusammen, daß

     4.      die Phasenbeziehungen zwischen den Teiltönen, die in diesen Fällen nicht unerheblich           für den Höreindruck sind, automatisch die richtigen Relationen zueinander haben,           jedenfalls die Bedingungen natürlicher Klangerzeugung nicht verletzen. Umzudenken in           dem Sinne, zunächst von der time domain auszugehen, ist also sehr lohnend.



2. Die psychologische Funktion der Klangfarbengesetze


In einem kleinen Exkurs über die Klangfarbengesetze sei auf das Wesentliche dieser Gesetze

Jobst Peter Fricke, Zur Anwendung digitaler Klangfarbenfilter bei Aufnahme und Wiedergabe, in: Bericht über die 14. Tonmeistertagung in München 1986, München 1986, S. 135-148, dort S. 142


hier noch einmal eingegangen. Das erste Gesetz gibt Auskunft über feste Formanten. Fast alle Musikinstrumente des Orchesters haben feste Formanten. Das wird hier zunächst gezeigt am Beispiel der sogenannten großen Flöte, der Querflöte, anhand von Abbildung 1. Es bedeutet: obwohl die Tonhöhe variiert wird, wenn z.B. eine Tonleiter gespielt wird, bleiben die wichtigsten und klangformenden Spektralanteile an derselben Stelle. Das kann allerdings nur für die unteren eineinhalb bis zwei Oktaven des jeweiligen Instrumententyps richtig sein, weil dann, in höheren Tonlagen, der Grundton selbst in den Formanten eintritt und eine Abbildung der Formantstruktur


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