- 159 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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Streichquartett, benannt nach dem Computersystem der Universität in Illinois. Die vom Computer errechneten Werte wurden von Hand in eine herkömmliche Partitur für die interpretierenden Musiker übertragen. Eine elektronische Realisation war nicht vorgesehen.

Daß Musik mit Hilfe von Maschinen komponiert werden könnte, überlegte übrigens schon im 17. Jahrhundert der berühmte Wissenschaftler Athanasius Kircher, der in seiner Schrift Musurgia Universalis (1660) die Konstruktion einer Komponiermaschine, Arca Musarithmica, beschreibt. Er ging dabei von der Überlegung aus, daß Musik auf zu ergründenden Regeln beruhen müsse: Musica nihil aliud est quam ordinem scire.

Zumindest beim automatischen Komponieren müssen Regeln irgendeiner Art aufgestellt werden, denn ein zielloses Errechnen aller möglichen Kombinationen der musikalischen Parameter führt auch beim Einsatz schnellster Computer lediglich zu einer ins Unendliche wachsenden Datenfülle, die kein Sterblicher je zu seinen Lebzeiten sichten und auswerten könnte.

M. Leppig rechnete ohne Rücksicht auf tonale oder sonstige gestalterische Prinzipien die Anzahl aller möglichen einstimmigen Themen aus, die aus nur 8 Tonstufen und 7 Notenwerten (incl. Pausen) zusammengesetzt werden können; er kommt auf immerhin 79 Trillionen Melodien, musikalisch sinnlose Pausenkombinationen und nervende Tonrepetitionen natürlich inbegriffen.

Manfred Leppig, Wie Computer komponieren, in: Musik und Bildung, 2/1985, S. 91-95


Mit anderen Worten: der Computer benötigt zum Komponieren musikalisch brauchbarer Ergebnisse bestimmte, vom musikalisch empfindenden Menschen zu formulierende Regeln, die zur Ausformung einer melodischen, harmonischen und rhythmischen Struktur eines zu generierenden Musikstücks in einem computergesteuerten Kompositionsprozeß führen.

Es wird grundsätzlich ein geeigneter Algorithmus, eine dem Programmkern zugrunde liegende Rechenvorschrift, benötigt, die in der Lage ist, einen musikalisch sinnvollen Zusammenhang herzustellen. Dabei stellt sich immer deutlicher heraus, daß - um auf das diesem Beitrag vorangestellte Motto mit der Aussage des Mathematikers N. Wiener anzuspielen - nicht einmal die algorithmische Erfassung der syntaktischen Ebene, also des musikalischen Regelwerks, einer musikalischen Information das entscheidende Problem ist, sondern vielmehr die semantische und ästhetische Ebene, letztlich die Frage nach der musikalischen Bedeutung und nach dem musikalisch Schönen.



1.2 Grundprobleme der "musikalischen Informatik"


Betrachten wir die Beziehungen zwischen Musik und Computer von der anderen Seite der Computerlinguistik und Künstlicher Intelligenz, so treten Probleme formaler


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