- 101 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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im Bereich der Komposition als kompositionsunterstützendes System eingesetzt wird. In letzterem Fall ist noch zwischen computer aided composition (CAC), algorithmischer Komposition sowie der automatischen Komposition zu unterscheiden.

Die technologische Komponente greift häufig auf mathematisch-naturwissenschaftliche Forschungserkenntnisse zurück, um mit den zu einem Zeitpunkt gegebenen Mitteln effizient und kostengünstig Problemlösungen anzubieten. In bezug auf die Musik handelt es sich um die Musikalische Informatik. Sie ist ein Teilbereich der Informatik. Ihr Ziel ist die Entwicklung neuer Mensch-Maschine-Schnittstellen und Musikinstrumente für den Bereich der musikalischen Praxis wie z. B. den Cyberspace (vgl. Tod Machovers Hyperinstrumentprojekt, Machover 1992). Weiterhin beschäftigt sie sich mit der Entwicklung spezieller Programmiersprachen für den Multimedia- und Computermusikbereich, bei der Probleme der effizienten Repräsentation musikalischer Strukturen im Vordergrund stehen (Camurri et al. 1993a, 1993b).

In wissenschaftlicher Hinsicht steht die theoretische Durchdringung des Forschungsgegenstandes im Vordergrund, die einen Begründungszusammenhang fordert. Aussagen haben hier einen Geltungsanspruch, der sie von dem des bloßen Vermeinens unterscheidet. Es wird daher gemeinhin angenommen, daß das zu untersuchende Phänomen einer rationalen Analyse zugänglich ist. Für die Sphäre des rationalen Diskurses über den Forschungsgegenstand Musik ist insoweit die Musikwissenschaft als wissenschaftliche Disziplin zuständig. Für den Musikwissenschaftler gibt es nun zwei Wege, sich mit der Informationstechnologie zu beschäftigen. Zum einen kann er die mit dem Medium Computer geschaffenen kulturellen Musikprodukte in ihrer geschichtlichen Entwicklung betrachten. Dies wäre die Sichtweise des Musikhistorikers. Zum anderen kann er sich unter systematischem Aspekt dem Phänomen Musik zuwenden und fragen, inwiefern die Informationstechnologie ihm hierbei Hilfsmittel anbietet. Von dieser Fragestellung ausgehend gelangt man zur Kognitiven Musikwissenschaft.



2. Kognitive Musikwissenschaft und die Grundlagen der

Computersimulation in der Kognitionswissenschaft


Die Kognitive Musikwissenschaft ist musikwissenschaftliche Forschung im Paradigma der Kognitionswissenschaft, die sich wiederum stark an der Informationstechnologie orientiert. Im geisteswissenschaftlichen Sinne erfolgt in der Kognitiven Musikwissenschaft die Untersuchung kulturell-geschichtlich geformter und sich verändernder musikalischer Strukturen unter Betrachtung der ihnen unterliegenden individual-psychologischen als auch soziokulturellen Mechanismen und Prozesse. Zentrales Ziel der kognitionswissenschaftlichen Musikforschung ist es daher, die die musikalische Erfahrung, d. h. den bewußtseinsmäßig gegebenen Bereich der Musik, konstituierenden mentalen Strukturen und Prozesse zu erforschen. Die Kognitive


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