- 82 -Enders, Bernd: Die Klangwelt des Musiksynthesizers 
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Dieses Tonsystem beruht auf einer musikpsychologisch nur schwer erklär-
baren Auswahl von Frequenzen, die in bestimmten Abständen bzw. Verhält-
nissen geordnet sind.

Eigentlich gibt es unendlich viele Frequenzen im hörbaren Schwingungs-
bereich zwischen 20 und 20 000 Hz, die im übrigen beim Synthesizer - im
Gegensatz zu den meisten anderen Instrumenten - ausnahmslos verfügbar
sind. Ein Klavier bietet dagegen z. B. nur eine Auswahl von möglichen Ton-
höhen, eben jene 12 Halbtonschritte pro Oktave.

Durch die frei wählbaren Modulverbindungen des Soundlab-Systems mit
Patchcords ist es durchaus möglich, auch andere als die üblichen durch Halb-
ton- bzw. Ganztonschritte gekennzeichneten Tonleitern unseres bekannten
Tonsystem aufzubauen.

Schließt man z. B. die Tastatur (mit externen Leitungen) an den regel-
baren Steuerspannungseingang ('CV-F Var') eines Oszillators an, entsteht
aufgrund der mit dem Level-Regler bestimmbaren Verringerung der vom
Keyboard abgegebenen Spannungsgrößen eine gewissermaßen ,gestauchte'
Tonleiter.

Was im Normalfall beispielsweise einen Oktavsprung ergibt, etwa das
Drücken benachbarter C-Tasten auf der Tastatur, gerät zu einem Intervall,
das - je nach Stellung des Level-Reglers - deutlich kleiner ist. Der Stau-
chungsgrad ist mit dem Regler des VCO beliebig einstellbar. Der Druckschal-
ter 'KBV' am VCO muß dabei auf 'Off' stehen, damit die interne Verbindung
zur Tastatur unterbrochen wird.

Auf diese Weise lassen sich kleinste Tonstufen realisieren, z. B. Viertel-
ton- oder Achteltonschritte, wie sie in Kompositionen der zeitgenössischen
Musik gelegentlich anzutreffen sind.

Auch größere Intervalle als normalerweise üblich können für das Tasten-
spiel programmiert werden, indem einfach die am KBV-Modul entnommene
Keyboardspannung zusätzlich zu der intern am VCO bereits anliegenden
Steuerspannung des Keyboards zum VCO gegeben wird. D.h., der KBV-
Druckschalter des Oszillators muß nur auf 'On' gestellt werden. Mit dem
Level-Regler des Eingangs 'CV-F Var' können dann verschiedene Intervall-
größen zum Tastenspiel voreingestellt werden.

Musikalisch reizvoll ist das Spiel einer (bekannten) Melodie, deren Inter-
valle sich allmählich vergrößern (Intervallspreizung) oder verkleinern (Inter-
vallstauchung). Auch die melodische Verfremdung eines Themas durch die
Veränderungen des Tonsystems kann ungewohnte musikalische Eindrücke
vermitteln. Natürlich entsprechen die neu geschaffenen Intervalle nicht mehr
unserem gewohnten Tonsystem (Abb. 54).


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