Versuchsbeispiel Nr. 7: Die Schwebung

Auch die große Anzahl der Geigen in einem Orchester, die die gleiche Melo-
die spielen, ist nicht nur mit einer zu geringen Lautstärke des einzelnen In-
struments oder etwa mit dem Ziel der Arbeitsbeschaffung für Musiker zu er-
klären; vielmehr spielen die kleinen Unterschiede im Spiel der Geiger hier
eine entscheidende Rolle. Da gibt es geringe Frequenzunterschiede, die soge-
nannte Schwebungen erzeugen, jeder Geiger macht sein individuelles Vibrato,
jede Geige klingt etwas anders usw. Alle diese Faktoren ergeben zusammen
erst jenen chorisch vollen Geigenklang, den der ernsthafte Musikfreund nicht
missen möchte.
Den erwähnten Effekt einer Schwebung kann man übrigens leicht mit
zwei VCOs erzielen. Man muß sie nur beide (mit 'Fine Tune') leicht gegen-
einander verstimmen. Realisiert man eine Frequenzdifferenz von etwa 2 Hz,
entsteht eine drehende Bewegung im Klang der beiden VCOs, die sich zwei-
mal pro Sekunde wiederholt. Die Gründe für dieses Phänomen liegen in den
entstehenden Phasenverschiebungen der beiden Schwingungen; d. h., wenn
beide Schwingungen in die gleiche Richtung schwingen, entsteht ein lauterer
Toneindruck, als wenn sie gegeneinander schwingen. Haben beide Schwin-
gungen jedoch leicht differierende Frequenzen, schwingen sie aufgrund der
unterschiedlichen Periodenlängen einmal gleichphasig und dann wieder
gegenphasig, so daß sie sich regelmäßig gegenseitig abschwächen und ver-
stärken. Da sich aufgrund des Schwebungseffekts die Amplitude der resul-
tierenden Schwingung ändert, kann man auch von einer Amplitudenmodu-
lation sprechen.
Diesen Vorgang nennt man wegen des entstehenden typischen Klangein-
drucks ,Schwebung'.