- 108 -Enders, Bernd: Die Klangwelt des Musiksynthesizers 
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mus programmiert werden, die nach dem Starten des Sequencers automatisch
,gespielt' wird. Der Sequencer ersetzt demnach in gewisser Hinsicht das
eigene Spiel auf dem Keyboard.
Die Tonhöhe kann man auch nach der Programmierung am VCO weiter
verändern, so daß das Transponieren einer Melodie ohne jede Einschränkung
möglich ist. (Manche Sequencer sind - ähnlich wie das Soundlab-Keyboard
- spannungssteuerbar, so daß die Frequenz aller angeschlossenen VCOs
direkt am Sequencer regel- oder steuerbar ist.)
Das Tempo eines Durchlaufs kann beliebig gewählt werden, so daß extrem
schnelle oder langsame Tonfolgen möglich werden. Wird die Schrittfolge der
Spannungswerte so schnell, daß man die einzelnen Tonhöhen nicht mehr
unterscheiden kann, verschmelzen sie zu einem neuen Klangeindruck, es
entsteht eine Schwingungsform mit einem komplexen Klangspektrum. Ein
extrem schnell ablaufender Sequencer kann daher als ein Oszillator dienen,
dessen Schwingungsform mit Hilfe der einzelnen Spannungsregler veränder-
bar ist.
Damit synchron zu den gespeicherten Spannungswerten die benötigten
Hüllkurvenabläufe für die weitere Klangformung gesteuert werden können,
gibt der Sequencer bei jedem Spannungswechsel zusätzlich einen Triggerim-
puls ab, so daß jedem Ton der gespeicherten Melodie ein eigener Hüllkurven-
ablauf zugeordnet werden kann (Abb. 74).
Wenn man es wünscht, wird eine programmierte Melodie ständig wieder-
holt, so daß ein automatisches Ostinato, eine permanente Wiederholung
eines musikalischen Motivs, bewirkt wird.
Da diese Anwendungsform des Sequencers naheliegt und auch einfach
durchführbar ist, wird sie in der heutigen Popularmusik bis zum Rande des
Erträglichen ausgereizt.

Ständig sich wiederholende rhythmische Muster, ostinate Melodien, perkus-
sive Klangrepetitionen usw. kennzeichnen die musikalische Struktur der mit
elektronischen Klängen angereicherten Rock- und Popmusik.
Wie bei allen Anwendungen der Spannungssteuerung kann der Sequencer
natürlich auch andere klangliche Prozesse steuern. Z. B. kann die Eckfrequenz
eines Filters an Stelle des Oszillators oder die Parameter des VC-ADSR gemäß
den voreingestellten Spannungswerten verändert werden, usw. Ein Sequencer
bietet eine große Auswahl an Möglichkeiten zur differenzierten Klanggestal-
tung, die leider häufig genug übersehen werden.
Die Programmierungsvielfalt steigert sich noch bei mehrkanaligen Sequen-
cern, die gleichzeitig zwei oder mehr Steuerspannungen oder gar pro Einzel-
schritt separate Triggersignale abgeben, so daß bei Bedarf auch mehrstimmige
Musikstücke automatisch abgespielt werden können. (Ein Kanal wird im all-
gemeinen zur Zeiteinstellung, also zur rhythmischen Programmierung, benö-
tigt.)


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