Die Zukunft der Musik im Internet
Bericht über die Podiumsdiskussion zum Thema Global
Village – Global Brain – Global Music
Rolf Berger
Der KlangArt-Kongress endete mit einer Podiumsdiskussion, an der Dr. Simon
Emmerson, Komponist, Reader an der City University, London, Prof. Dr. Bernd Enders,
Professor für Systematische Musikwissenschaft an der Universität Osnabrück mit dem
Schwerpunkt Musikelektronik/Musikalische Informatik, Initiator und Leiter der
KlangArt, Prof. Dr. Niels Knolle, Professor für Musikpädagogik an der Universität
Magdeburg, Alex Merck, Musiker, Journalist, Geschäftsführer einer Plattenfirma,
Dr. Norbert Schläbitz, Komponist, Lehrer, Lehrbeauftragter der Universität
Gesamthochschule Essen, und Prof. Dr. Thomas A. Troge, Professor für Musikinformatik
an der Hochschule für Musik Karlsruhe, teilnahmen. Die Moderation hatte Prof. Dr.
Guerino Mazzola, Associate Professor für Mathematik an der Universität Laval/Quebec,
Dozent an der ETH Zürich.
Da die Diskussion immer wieder auf einige zentrale Themen zurückkam, gibt der
vorliegende Bericht nicht den chronologischen Ablauf, sondern die pointiertesten
Statements zur Zukunft der Musik im Internet unter den Themenbereichen Chancen und
Gefahren, Machtstrukturen, Ästhetik und Musikpädagogik wieder.
Chancen und Gefahren
Dafür, dass das Internet technisch jedem die Möglichkeit gibt, jederzeit mit jedem
anderen zu kommunizieren, wählte Mazzola die Metapher, dass sich die Kommunikation
sehr bald auf der Temperatur Kelvin null bewegen werde, es werde eine supraleitende
Kommunikation in Aussicht gestellt, alle Widerstände des Kommunizierens fielen weg.
Die Frage sei, welche Kräfte dadurch jetzt freigesetzt werden. Knolle gab zu bedenken,
dass sich mit den neuen Technologien viele Chancen bieten, dennoch aber die negativen
Aspekte, die Probleme, Widersprüche und Nebenwirkungen herausgearbeitet werden
müssen.
Troge sprach die Befürchtung aus, dass viele Musiker sich irrigerweise vom neuen
Medium Anregungen oder Erfolge erhoffen, die sie bisher vermissen. Allerdings bleibe
der Mensch ein psychologisches Lebewesen und die Techniken könnten kein Ersatz sein
für das, was uns als Menschen definiere. Obwohl man denke, dass man mit der neuen
Technik noch kreativer sein könne, führe sie in Wirklichkeit zu einer Verflachung des
Umgangs mit Musik.