Diesen Sachverhalt machen sich auch spezielle Programme zur Hörerziehung,
zum Notenschreiben und zur multimedialen Darstellung von Einzelthemen der
Musikgeschichte zunutze.
Im privaten Bereich haben längst Musikprogramme Einzug gehalten, bei denen die
Jugendlichen fertige Klangbausteine wie mit einem Baukasten zusammenbauen und sich
so ihre persönliche Klangwelt oder ihren persönlichen Technohit zusammenklicken,
verändern, verfremden und abspeichern.
2.2.5 Aufnahmen
Zweifellos gehört das Sichern und Präsentieren von Lernergebnissen zu den wichtigen
pädagogischen Zielen. In einem handlungsorientierten Musikunterricht gibt es dazu nur
zwei Möglichkeiten: die Live-Aufführung und der Mitschnitt von Unterrichtsergebnissen.
Beide haben ihren jeweils eigenen Stellenwert und ihre spezifischen Vor- und Nachteile.
Der Mitschnitt erfolgt dabei meist konventionell über zwei Mikrofone und ein Tapedeck.
Die Ergebnisse sind beim Anhören oft niederschmetternd und wenig geeignet, den
Schülern den Spaß an der Musik dauerhaft zu vermitteln. Die Gründe dafür können
vielfältig sein:
Bei einer Live-Aufführung kommen zu den rein auditiven Erlebnissen emotionale
Einflüsse der Situationsgebundenheit, die viele Ungenauigkeiten und Fehler der
Aufführung gewissermaßen ausfiltern. Außerdem sind die Fehler und Ungenauigkeiten im
Augenblick des Auftretens schon Vergangenheit und lassen sich nicht wieder
reproduzieren. Beim Hören der Aufzeichnung fehlt dieses Umfeld und damit der
emotionale Filter. Außerdem sind die Fehler beliebig reproduzierbar.
Zwei Mikrofone sind häufig nicht ausreichend, ein vielfältiges musikalisches Geschehen
hinreichend differenziert aufzunehmen, es sei denn zu reinen Archivzwecken.
Die Raumakustik erfordert eine Nachbearbeitung der Aufnahme, deren Notwendigkeit
bisher im Musikunterricht kaum beachtet wird.
Professionelle Aufzeichnungen werden vor der Veröffentlichung gezielt mit den
verschiedensten Werkzeugen nachbearbeitet, um den Klang einer Aufnahme zu gestalten.
Unbearbeitete Eigenaufnahmen müssen selbst bei gleicher Qualität der Musikdarbietung
schlechter erscheinen.
Schüler müssen erst lernen, akustisch mit ihren eigenen Produkten und speziell mit
ihrer eigenen Stimme konfrontiert zu werden.
Aus diesen Gründen ist es sinnvoll, daß auch der Musiklehrer Aufnahmen möglichst
professionell gestaltet. Das ist mit der beschriebenen Ausstattung ohne weiteres möglich.
Dabei stehen zwei grundsätzlich verschiedene Vorgehensweisen zur Wahl, die jeweils ihre
eigenen Vor- und Nachteile haben und z. T. auch miteinander kombiniert werden
können.
2.2.6 Mehrkanalige Aufnahme eines ganzen Stückes mittels Harddiskrecording
Das ist für die Schüler die anspruchsvollste, allerdings auch die authentischste Form.
Wenn die Schüler gut sind, reicht die Genauigkeit aus, mit relativ wenigen Eingriffen des
Schneidens und Verschiebens ansprechende Ergebnisse zu erzielen.