äußerte die Mehrheit eher traditionelle
Medienwünsche wie den Wunsch nach einem Orff-Instrumentarium, einer Stereoanlage
oder einem Klassensatz Keyboards. Nur 33% wünschten die Anschaffung eines
Musikcomputers für ihre Schule. Eine typenbildende Clusteranalyse konnte zeigen, daß
Musiklehrer keine Population mit einer homogenen Einstellung zur Mediennutzung
bilden. Somit liegt auch keine eindeutige Innovationsbereitschaft vor. Private
Erfahrungen mit dem Computer bewirken jedoch durchaus eine höhere Akzeptanz bei
der Anwendung im Musikunterricht. Entsprechend einem bekannten Sprichwort, daß erst
Kontakt Sympathie bewirkt, wären demzufolge einführende Fortbildungsveranstaltungen
ein wichtiger Schritt zur Veränderung der Mediennutzung. Das Argument fehlender
Finanzmittel trifft jedenfalls nicht zu – die Musiklehrer setzten eben andere
Prioritäten.
Die Endverbraucher dürfen sich also nicht über die Fehlentwicklungen der
Multimediaindustrie wundern, wenn sie ihre Bedürfnisse zu keiner Zeit deutlich artikulieren.
Um eine Prognose über die weitere Entwicklung von Musiktheorie-Lernsoftware zu
wagen, vermute ich, daß weitere Entwicklungen im pädagogisch-wissenschaftlichen
Bereich zukünftig vom Infotainmentkonzept bestimmt sein werden. Leider gibt es im
wissenschaftlichen Alltag dagegen eine Fülle kleiner Probleme, für die es sich
für keinen Hersteller lohnen dürfte, maßgeschneiderte kommerzielle Lösungen
anzubieten. Dies trifft schon auf Themengebiete zu, die abseits ausgetretener Pfade
liegen.
Selbsthilfe durch das Sharewarekonzept
Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es für diese schwierige Situation? Als erste
Lösung taugt das Freeware- bzw. Shareware-Konzept, d. h. man abonniert
Mailinglisten und informiert sich regelmäßig darüber, was es an interessanten
Neuentwicklungen gibt. Aus der Fülle der Möglichkeiten greife ich zwei Beispiele heraus,
um das Potential der zielgruppenspezifischen Entwicklung durch idealistische
Programmierer zu demonstrieren: Das Gehörbildungsprogramm Just Intonation
Eartrainer9
und das Stimmungssystem-Programm
Just Intonation
Calculator10
(s. Abbildung 3 und 4).
Beide Programme stellen alternative Entwürfe zu gängigen Gehörbildungsprogrammen
dar und achten eher auf feine Intonationsunterschiede als auf einfaches Antrainieren von
Intervallkategorien. Mit dem JI Calculator läßt sich beispielsweise sehr anschaulich
demonstrieren, was Harry Partch sich unter einer echten Chromatik und Enharmonik
innerhalb seines mit 43 untemperierten Tönen pro Oktave konzipierten Tonsystems
vorstellte.
Manchmal hilft aber auch der Faktor Zufall, und durch diesen stieß ich auf ein
Programm, mit dem man in der Lage ist, Themen wie „Weltmusik“ oder „Akkulturation“
unter Verwendung der Möglichkeiten des Internet vom Klassenzimmer aus zu
unterrichten (s. Abbildung 5).
Es handelt sich um ein einfaches 30-Dollar-Programm namens
Mactuner11
,
das per RealAudio-Transfer Radio und Fernsehen über das Internet überträgt. Eine
in-