- 432 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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doch bietet die vielschichtige Konzeption ideale Bedingungen für das explorative Lernen. Sowohl in die Tiefe (bis hin zur Analyse von Teilmotiven), als auch in die Breite kann der Nutzer seinen Erkundungsgang vornehmen. Das Niveau entspricht durchaus einem musikwissenschaftlichen Proseminar, ist jedoch für Laien ohne fundierte Vorbildung zu schwierig. Ich würde diese CD-Reihe aus Sicht der heutigen Entwicklung als „State of the art“ bezeichnen. 1991 folgten dann u. a. als werkanalytische Kurse auf CD-ROM noch das Deutsche Requiem von Brahms (Warner), 1993 Strawinskys Sacre du printemps (Microsoft) und Musical Instruments (Microsoft), 1994 Mozarts Dissonanzenquartett (Microsoft) und einige vereinzelte andere. Der massenhafte Erfolg dieser Edutainment CD-ROM-Reihe blieb aber offensichtlich aus, und die letzten Exemplare fand ich vor kurzem für 5 DM in der Restekiste eines Computergeschäfts.

Für den Bereich Musikanalyse werden wohl auch in Zukunft wenige Produkte kommerzieller Hersteller zu erwarten sein, und ein kurzer Blick auf die Homepage des Schott-Verlags6

verheißt wenig Interessantes: Es wird dort die seit 1997 erscheinende MasterPiece-Reihe vorgestellt, die nichts weiter ist als eine Sammlung von MIDI-Dateien klassischer Stücke mit einem einfachen Sequenzerprogramm zum Abspielen. Es stellt sich die Frage, wer diese Sammlung kaufen soll, wenn man aus den zahlreichen MIDI-Archiven jederzeit das gesuchte Stück kostenfrei kopieren kann. Interessanter scheint schon die CD-ROM als Biographiemedium, die mit Carl Orff und – preisgekrönt – mit Paul Hindemith realisiert wurde. Am interessantesten erscheinen die in Arbeit befindlichen Vorhaben einer CD-ROM über mechanische Musikinstrumente und die Portierung des Computerkollegs Gehörbildung auf das Betriebssystem Windows.

Die didaktischen Vorteile multimedialer Werkvermittlungen sind in der Forschung bisher zwar nur punktuell untersucht, doch konnte Fortney in einer Studie zur Verwendung der CD-ROM von Strawinskys Sacre du printemps aufzeigen, daß diese Art von Wissensvermittlung über ein Werk für Lernende mit verschiedenen Lernstielen anwendbar ist.7

7
Patrick M. Fortney (1995). Learning style and music instruction via an interactive audio CD-ROM: An exploratory study. Contributions to Music Education, No. 22, S. 77–97.

Als bisheriges Resümee bleibt festzuhalten, daß wir uns als Wissenschaftler und Pädagogen wohl damit abfinden müssen, daß wir für die meisten Unternehmen keine Zielgruppe multimedialer Produkte mehr sind, für die zukünftig anspruchsvolle Musik-Lernsoftware entwickelt werden wird. Dies liegt allerdings nicht nur an mangelnden Konzepten der Musikverlage, sondern vermutlich auch an einem konservativen Medienverhalten der Konsumenten, sprich Musiklehrer und Dozenten. Die einzige Befragung von Musiklehrern an öffentlichen Schulen zur Medienausstattung und Mediennutzung von Maas8

8
Georg Maas (1995). Neue Technologien im Musikunterricht. Eine Erhebung zum Stand der Verbreitung und zur Innovationsbereitschaft von MusiklehrerInnen, in: Georg Maas (Hg.), Musik und Neue (Unterrichts-)Technologien. Essen, S. 96–123.
ergab, daß sich multimediale Anwendungen in der Schule überwiegend auf Keyboards, Video und CDs beschränken, ein Musikcomputer jedoch nur bei 27% der Schulen zur Grundausstattung gehört. Ferner lehnte die Mehrheit der Musiklehrer neue Medien wie die CD-ROM als Vermittlungsmethode ab bzw. hatte diese Medien noch nicht erkannt. Bei der Frage nach Medienwünschen

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