- 392 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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daten, wo überhaupt noch eine periodische Wiederholung stattfinden kann. Dieser Durchgang entspricht einer steten Verfeinerung der Kartographierung und drückt sich darin aus, daß sich die Gewichtsfunktion zunehmend ausdifferenziert. Es liegt nahe, (globalen) Rhythmus als die Gewichtsfunktion g(x) zu definieren, welche im Sinn der vorangehenden Beschreibung die gewichtete globale Konfiguration der metrischen Elementargestalten ausdrückt.

Man erkennt24

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Siehe etwa Mazzola, Guerino et al.: Analysis and Performance of a Dream. In: Anders Friberg and Johan Sundberg (eds.): Grammars for Music Performance. KTH Stockholm 1995.
etwa in der Analyse der „Träumerei“, daß sich die linke Hand von der rechten auf der maximalen MINIMUM-Stufe qualitativ unterscheidet: Während die rechte einen globalen 4/4-Rhythmus zeigt, erkennt man in der linken Hand eine Rhythmusfunktion, die periodisch ist mit Periode 8/4, die unterteilt ist in eine ersten Teil zu 5/4 und einem zweiten zu 3/4; eine Zweiteilung, die man beim raschen Spielen der linken Hand gut hört: „Take Five“ bei Schumann! Man hat natürlich nicht 1:2, oder 1:3, also ein Phänomen, das der GTTM aus normativen Gründen entgehen müßte. Diese globale rhythmische Divergenz zwischen den beiden Händen ist unseres Wissens eine erste präzise Begründung der bekannten Schwierigkeit, die Rhythmik der „Träumerei“ überzeugend zu interpretieren, ein Phänomen, das möglicherweise ebenso stark wie die romantische Empfindung für die extreme agogische Schwankung in der Interpretation des Stücks verantwortlich ist.

Dieses Beispiel könnte nicht verstanden werden mit der metrischen Analyse der GTTM, weil die Taktstriche damit nichts zu tun haben, und weil die Proportionen nicht jene der GTTM-Dogmatik sind. Es bedeutet dies natürlich nicht, daß man mit der MetroRubette alles erkennen kann im Bereich der Rhythmik und/oder Metrik. Aber es ist denn doch eine Variabilität im analytischen Augenmaß möglich, welche, in der animierten Graphik als analytischer Film realisiert, ein Spektrum von Erkenntnissen offenbart, das durch festkodierte Einstellungen verborgen bliebe.

Die Offenheit metrisch-rhythmischer Analyse ist auch nötig, wenn man Stücke analysieren will, die noch nicht mit Sicherheit in einen bestimmten Takt gefügt sind. Dies war z. B. der Fall in einer noch unfertigen Komposition aus dem Jazz25

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Es ist eine Komposition des Schweizer Komponisten und Saxophonisten Mathias Rissi, welche unter dem Titel „Papago“ auf der CD „Fuego“ (Creative Works 1998) für Triobesetzung und auf der CD „Yavapai“, (Creative Works 1998) unter dem Titel „Tohono O’Otam“ für Bigband veröffentlicht wurde.
. Der Komponist hatte die dodekaphonisch gearbeitete Komposition mehrstimmig im 4/4-Takt ausgesetzt, war sich aber nicht sicher, ob dieser Takt den globalen Rhythmus am besten erfaßt. Die Analyse mit der MetroRubette ergab in der Tat, daß ein 3/4-Takt deutlich bessere Dienste leisten würde, eine Information die man nicht per Dekret erzwingen sollte.

3.  Extension am Interface

Die GTTM ist als Theorie ein Interface zwischen kognitiver Psychologie und Musiktheorie. Als solches soll sie vermitteln zwischen der Intuition eines Expertenhörers und der Struktur der dargebotenen Musik. Wir wollen abschließend die


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