daten, wo überhaupt noch eine
periodische Wiederholung stattfinden kann. Dieser Durchgang entspricht einer steten
Verfeinerung der Kartographierung und drückt sich darin aus, daß sich die
Gewichtsfunktion zunehmend ausdifferenziert. Es liegt nahe, (globalen)
Rhythmus als
die Gewichtsfunktion g(x) zu definieren, welche im Sinn der vorangehenden
Beschreibung die gewichtete globale Konfiguration der metrischen Elementargestalten
ausdrückt.
Man erkennt24
- Siehe etwa Mazzola, Guerino et al.: Analysis and Performance of a Dream. In: Anders Friberg
and Johan Sundberg (eds.): Grammars for Music Performance. KTH Stockholm 1995.
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etwa in der Analyse der „Träumerei“, daß sich die linke Hand von der rechten
auf der maximalen MINIMUM-Stufe qualitativ unterscheidet: Während die
rechte einen globalen 4/4-Rhythmus zeigt, erkennt man in der linken Hand eine
Rhythmusfunktion, die periodisch ist mit Periode 8/4, die unterteilt ist in eine
ersten Teil zu 5/4 und einem zweiten zu 3/4; eine Zweiteilung, die man beim
raschen Spielen der linken Hand gut hört: „Take Five“ bei Schumann! Man hat
natürlich nicht 1:2, oder 1:3, also ein Phänomen, das der GTTM aus normativen
Gründen entgehen müßte. Diese globale rhythmische Divergenz zwischen den
beiden Händen ist unseres Wissens eine erste präzise Begründung der bekannten
Schwierigkeit, die Rhythmik der „Träumerei“ überzeugend zu interpretieren, ein
Phänomen, das möglicherweise ebenso stark wie die romantische Empfindung für die
extreme agogische Schwankung in der Interpretation des Stücks verantwortlich
ist.
Dieses Beispiel könnte nicht verstanden werden mit der metrischen Analyse der
GTTM, weil die Taktstriche damit nichts zu tun haben, und weil die Proportionen nicht
jene der GTTM-Dogmatik sind. Es bedeutet dies natürlich nicht, daß man mit der
MetroRubette alles erkennen kann im Bereich der Rhythmik und/oder Metrik.
Aber es ist denn doch eine Variabilität im analytischen Augenmaß möglich,
welche, in der animierten Graphik als analytischer Film realisiert, ein Spektrum
von Erkenntnissen offenbart, das durch festkodierte Einstellungen verborgen
bliebe.
Die Offenheit metrisch-rhythmischer Analyse ist auch nötig, wenn man Stücke
analysieren will, die noch nicht mit Sicherheit in einen bestimmten Takt gefügt
sind. Dies war z. B. der Fall in einer noch unfertigen Komposition aus dem
Jazz25
- Es ist eine Komposition des Schweizer Komponisten und Saxophonisten Mathias Rissi, welche
unter dem Titel „Papago“ auf der CD „Fuego“ (Creative Works 1998) für Triobesetzung und
auf der CD „Yavapai“, (Creative Works 1998) unter dem Titel „Tohono O’Otam“ für Bigband
veröffentlicht wurde.
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Der Komponist hatte die dodekaphonisch gearbeitete Komposition mehrstimmig im
4/4-Takt ausgesetzt, war sich aber nicht sicher, ob dieser Takt den globalen Rhythmus
am besten erfaßt. Die Analyse mit der MetroRubette ergab in der Tat, daß ein 3/4-Takt
deutlich bessere Dienste leisten würde, eine Information die man nicht per Dekret
erzwingen sollte.
3. Extension am Interface
Die GTTM ist als Theorie ein Interface zwischen kognitiver Psychologie und
Musiktheorie. Als solches soll sie vermitteln zwischen der Intuition eines Expertenhörers
und der Struktur der dargebotenen Musik. Wir wollen abschließend die