in diese anonymen Klangumwelten hineinkomponiert – Musik, die meistens nichts mit der musikalischen Kultur der aufgenommenen Umgebung zu tun hat und oft genauso kulturell anonym klingt wie Muzak.

Klang ist die „Stimme“ einer Gesellschaft, einer Landschaft, einer Umgebung.

Als Komponistin möchte ich mir diese Stimme genau anhören und sie verstehen. Deswegen mache ich Tonaufnahmen, suche mir Umweltklänge aus und verändere sie in eine klanglich-musikalische „Sprache“ meiner Kompositionen.

Diese Kompositionen wiederum „sprechen“ durch ihre klanglich-musikalischen Eigenschaften über Umwelt, Wahrnehmung und Gesellschaft. Sie führen das Ohr in die kleinsten Details der Klangumwelt hinein und schaffen ihren eigenen Zeitraum zum Zuhören, als ob man der Klangumwelt selbst zuhört.

Als Komponistin sehe ich es als meine Aufgabe, meine eigenen Ohren und die meiner Zuhörer zu berühren und sie in direkte Verbindung zur Klangumwelt zu bringen.

Klang und Zuhören sind innig mit dem Ablauf der Zeit verbunden und deshalb auch damit wie die Zeit vergeht, wie das Leben gelebt und erfahren wird. Umweltklang ist die Stimme unseres Zeitablaufes und sie dringt in jeden Moment unseres privaten und beruflichen Lebens ein. Sie dringt auch in diesen Ort, in diesen Zeitabschnitt und ist für uns Alle hier eine erlebte, gelebte Klangumwelt.

Als Komponistin dieser Zeitspanne bin ich für den Ablauf der Zeit verantwortlich, für die Qualität der Klangerzeugung während dieser Stunde.

Dieses ist in diesem Moment in dieser Klangumgebung meine Rolle. Dieses ist auch in jedem anderen Moment in jeder anderen Klangumwelt meine Rolle.

Sie, meine Zuhörer, tragen ohne Zweifel zu der Qualität des Zeitablaufs in diesem Raum bei: die Qualität Ihres Zuhörens beeinflußt die Qualität dieser Klangumgebung. Ihre Art des Zuhörens beeinflußt auch die Qualität meiner Art der Klangerzeugung, meiner klanglichen Ausdrucksweise an diesem Ort während dieses Zeitabschnitts.