- 273 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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deshalb, daß technisch bedingte Unregelmäßigkeiten (sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Wiedergabe) vor allem dort entstehen, wo die Schnittstellen zwischen verschiedenen Bereichen eines Systems liegen. So kann während des Einspielens eines Stücks im Spielwerk des Instruments eine Diskrepanz zwischen der Erzeugung der akustischen Ereignisse und der Einlesung von Datenwerten entstehen, was auch mit einer mangelhaften Kalibrierung der Elektromechanik, oder dem insgesamt schlechten Zustand eines Instruments zusammenhängen kann. Beim Umgang mit peripheren MIDI-Geräten und konstruierten Dateien können ferner Differenzen bei der Umwandlung von klavier-internen Daten in den GM-Modus und umgekehrt entstehen. Hier sorgen beispielsweise zu kurze Abstände zwischen Note-On- und Note-Off -Befehlen oft für Probleme, die jedoch meistens durch eine geeignete Legato-Bearbeitung korrigiert werden können. Ungenauigkeiten treten aber auch durch nachlässigen Umgang mit den Feineinstellungen einer internen CU auf, welche für verschiedene Verwendungszwecke jeweils in einen anderen Modus geschaltet werden muß. Soll ein Instrument dagegen in Echtzeit extern angesteuert werden, wirkt sich dies immer nachteilig auf die Qualität der Umsetzung aus. Dies ist allein deshalb nachzuvollziehen, weil man bedenken muß, daß hier durch die Deaktivierung der Vorrechnungszeit von 500 msec keine Rückkalibrierung mehr durchgeführt werden kann.6
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Ist das Kalibrierungssystem in der Mechanik falsch eingestellt oder nicht aktiviert, hat dies ähnliche Auswirkungen auf die Umsetzung, wie – um Tom Waits’ berühmtes Lied vom Drunken Piano zu zitieren – der Inhalt einer Flasche Whisky auf den sensomotorischen Kreislauf eines jeden Pianisten haben wird. Bei der Reproduktion dieses Songs könnte dieser Effekt ja sogar erwünscht sein . . .
Schließlich müssen immer wieder die Grenzen des MIDI-Systems mit seiner breiten zeitlichen Streuung erwähnt werden, welche bei externer Verarbeitung (serielle Schnittstellen) nie zu umgehen sind. Wesentlich geringere Ungenauigkeiten entstehen daher immer, wenn Dateien mit der internen CU (parallele Schnittstelle) aufgezeichnet und abgespielt werden. Auch hier sind jedoch bei visuell vorgenommenen Analysen von parallel mitgeschnittenen Audio-Dateien immer – auch bei den höchstentwickelten mir bekannten Typen von hybriden Klavieren – Differenzen zwischen Originaleinspielung und Reproduktion zu erkennen (siehe dazu weiter unten).

2.4.  Anmerkung

Führt man sich den Gesamtkomplex der verschiedenen Systeme vor Augen, liegt die Annahme nahe, daß ein E-Piano bezüglich der Umsetzung von MIDI-Daten immer ein genaueres Arbeiten ermöglichen wird, als ein Hybrid-Klavier. Es wäre aber ein voreiliger Schluß, deswegen ganz auf den Umgang mit hybriden Klavieren zu verzichten, im Gegenteil: Die neue Generation dieser Instrumente eröffnet, da sie (vor allem bei Yamaha) wesentlich brauchbarer arbeiten als ihre Vorläufer, viele neue Perspektiven. Die Feinheiten bei manch einem Projekt liegen ja gerade oft in solchen Bereichen, welche durch ein E-Piano schon nur aus akustischen Grün-


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