- 180 -Curwen, John Spencer: Schulmusik im Ausland 
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In jedem Gestühl lag eine große Bibel in Fraktur, mit hinzugefügten Chorälen [metrical
psalms]. In diesem Vers-Teil war über jeder Textzeile ein Liniensystem mit den alten
rautenförmigen Noten, die nur die Melodie darstellten. Weder war die Musik durch
Taktstriche unterteilt, noch gab es an den Noten Hälse oder andere Längenbezeichnungen.
In einem kurzen Vorwort wurde die Notation beschrieben; alle Weisen standen entweder in
C oder in F. Wenn das Lied begann, fiel die Orgel in vollen Akkorden ein und die
Gemeinde nahm sofort die Melodie auf. Das Mitsingen war so allgemein, wie man es sich
nur wünschen konnte, aber die Stimmen waren guttural und metallisch, Verzierungen und
Doppelschläge blühten im Überfluß. Nichtsdestoweniger vergab man alles angesichts eines
so glänzenden Triumphes des Lobpreises durch die Gemeinde. Die Weise oder Melodie
war sehr diatonisch; die Noten hatten alle die gleiche Länge, jede Silbe hatte einen eigenen
Ton und das Ganze ging im Tempo M 30. Das ist die beste Kurzfassung, die ich geben
kann. Die Orgel spielte am Ende jeder Zeile ein Zwischenspiel von der Länge zweier Noten.
Diese Interludien waren sehr sonderbar, und das bevorzugte Amusement des Organisten
war es, durch die halbe chromatische Tonleiter zu dem Ton herunter zu galoppieren, mit
dem die neue Melodiezeile begann. Vom Anfang bis zum Ende hörte die Orgel nie auf oder
verminderte ihre volle Kraft, aber die Gemeinde wußte immer, wann das Interludium vorbei
war und setzte beim ersten Ton voll ein."

Wir haben hier keinen Raum, einige der Erfahrungen von Mr.und Mrs.Curwen während eines
dreimonatigen Amerika-Besuchs 1887 wiederzugeben, aber in den "Musikalischen Notizen aus
Paris" sehen wir, wie sehr nach ihrem Geschmack die Ansätze von Chevé waren:

"Ein kürzlicher, etwas mehr als vierzehntägiger Besuch in Paris bot Mrs. Curwen und mir
viele interessante Gelegenheiten, französische mit englischen musikalischen Gewohnheiten
und Methoden zu vergleichen. Diese Erfahrungen waren höchst gewinnbringend, weil sie
uns in vielen Punkten der Tonic Sol-fa Praxis bestätigten und in anderen auf Wege
verwiesen, durch die unsere Praxis verbessert werden könnte.
"Unsere Lehrer können viel vom Cheve'-Stil freier Übungen lernen. Sie sind viel schneller
als wir sie vorgeben, halbe Pulsschlagnoten werden ständig gebraucht. Manchmal ist der
Zeigestock der Klasse um zwei oder drei Noten voraus, aber sie holt bald wieder auf.
Sogar Viertel- Pulsschläge werden bewältigt, indem der Zeigestock schnell über vier


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