- 146 -Curwen, John Spencer: Schulmusik im Ausland 
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Bleistift beschriebenen Karten mit hübschem Erfolg. Mein Test war besonders gnädig. Er war
in G, enthielt aber kein Fis, und das ist beim Singen im absoluten do höchst segensreich.
Nachdem der Test auf die übliche Art an die Tafel geschrieben worden war, versuchten ihn die
Jungen zu singen. Der Lehrer sang mit, zeigte jede Note an, aber das Ergebnis war
vollkommener Pfusch; schließlich wurde der Test aufgegeben. Ich kann in hohen Tönen von
den Stimmen reden. In der unteren Lage neigten sie ein wenig zum Pressen - aufgrund der
Aufregung -, aber über A waren sie weich und flötenartig, gewiß dem englischen Durchschnitt
überlegen.
Wovon hängt die Stimmqualität ab? Welche Umstände begünstigen den guten Ton? Die köstlich
trockene und reine italienische Luft muß den Hals in guter Verfassung halten und die
Stimmbänder vor Schleimbildung und Entzündung bewahren. Die weiche Sprache und das
Fehlen eines rauhklingenden Wortschatzes muß sich mächtig auf die Singstimme auswirken.
Persönliche Sprechgewohnheiten zählen auch einiges; jede Sprache kann rauh oder angenehm
gesprochen werden, der rauhe Sprecher aber ist sehr wahrscheinlich nicht ein angenehmer
Sänger. <121>
Ich fragte verschiedene Italiener, was sie über Dr.Carter Moffats Theorie dächten, die Luft sei
die Ursache für eine gute Stimme, - und zu seinen Versuchen, in England italienische Luft
herzustellen. Sie alle belächelten die Idee. Ich nehme an, daß gute Stimmen sehr wahrscheinlich
nicht allgemein verbreiteter sind als perfekt geformte Gesichtszüge oder Gliedmaßen. Das
Vererbungsprinzip hat einiges für die Sache zu bedeuten; so wurde z.B. in Yorkshire das
Singen über Generationen gepflegt und eine natürliche Veranlagung entwickelt, so daß Kinder
mit guten Stimmen geboren werden. Andrerseits zeigt der Augenschein, daß in Wales, wo die
Stimmen ebenso gut wie in Yorkshire sind, das Singen über mehr als dreißig Jahre nicht
allgemein gepflegt wurde, - eine zu kurze Zeit, um das Vererbungsprinzip ins Spiel zu bringen.
Und was die Physiologie angeht: Es gibt für eine gute Stimme mehrere Faktoren neben den


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