DÄNEMARK
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KOPENHAGEN
In Kopenhagen gibt es nach Auskunft des Inspektors 37000 Kinder in 29 Volksschulen. Einige
Schulen sind kostenlos und einige schulgeldpflichtig; auf diese Weise ist die soziale Frage
gelöst. Darüber hinaus fand ich eine merkwürdige Regelung vor, die ich der "oekonomischen"
Fraktion unserer Schulverwaltungen anempfehlen möchte. Da die Bevölkerung wächst, sind die
Schulen überfüllt. Anstatt neue zu bauen, gehen die Kinder in zwei Schichten zur Schule, ein
Teil von 8 bis 1 und ein anderer von 1 bis 6. Jeder Lehrer arbeitet täglich sechs bis sieben
Stunden, so daß es eine Lehrer- wie auch eine Kinderschicht gibt. Diese Regelung wird nicht
durch die Einbindung der Kinder in Industriearbeit verursacht, wie ich mich sorgfältig
versicherte. Sie besteht nur, um den Bau neuer Schulen zu sparen. Bei uns würde einem
solchen Plan ein Hindernis entgegenstehen: acht Uhr - als auf dem Kontinent üblicher
Schulbeginn - würde für eine britische Mutter zu früh sein. In Kopenhagener Schulen wird der
gesamte Musikunterricht von externen Spezialisten erteilt. Es sind 27 Musiklehrer für die
Schulen angestellt, davon sind fünf oder sechs Lehrerinnen. Sie bekommen 1,50 Kr. (so.etwa
1s. 8d) für die Stunde und arbeiten gewöhnlich 38 Wochenstunden. Der Gebrauch der Violine
im Unterricht ist allgemein üblich. In der Klasse VI (der untersten) gibt es keinen Gesang; die
anderen haben eine Wochenstunde von 45 bis 50 Minuten. Daß das Singen hauptsächlich
auswendig geschieht, muß jeder Lehrer einsehen, wenn ich sage, daß die Kinder in jedem Jahr
Texte und Melodien von achtzehn Liedern (zwölf allgemeine und sechs patriotische) und zehn
Choräle lernen müssen. Die einzige Erleichterung bei dieser harten Arbeit ist, daß die beiden
unteren Klassen die gleichen Lieder singen. Offensichtlich bleibt keine Zeit zum Lernen des
Notenlesens. Ich fand in den Schulen kleine Bücher mit Schulliedern, nur mit Texten; <108>
diese benutzten die
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