4.3. Tagung Intimate Technologies/ Dangerous Zones
Vom 25. bis zum 28. April 2002 fand am ›Banff New Media Institute‹ in
Alberta (Kanada) eine Tagung mit dem Titel Intimate Technologies/
Dangerous Zones statt. Das von Sara Diamond geleitete Institut will mit
seiner Arbeit die Grenzen zwischen Wissenschaft und Kunst durchlässiger
machen.17
Das Ziel der Veranstaltung war es zu untersuchen, welche Folgen die zunehmend
allgegenwärtige Technologie hat und wie Künstler mit dieser Herausforderung
umgehen. Die Tagung konzentrierte sich also auf die »developing invisibility
and ubiquity of technology in our lives, and their aesthetic and ethical
corollaries.«18
Den neuen mobilen Technologien wurde die Kraft zugeschrieben neue soziale Orte entstehen
zu lassen. Jugendliche beispielsweise haben durch den Gebrauch von Mobiltelefonen neue
Formen von Gemeinschaft geschaffen. Weiterhin glauben die Organisatoren,
dass die (bei der Durchführung der Veranstaltung im Vorjahr thematisierte)
Peer-to-Peer-Revolution von den ›mobile devices‹ nachhaltig weitergeführt
wird.19
Am Titel Intimate Technologies/ Dangerous Zones wird bereits deutlich, wie ambivalent
das Thema gesehen wird. Die Entwicklung zu ständiger ›Verbundenheit‹ wird als
gefährliche, aber verführerische Zone charakterisiert. Die Grenzen zwischen Freiheit und
Kontrolle verwischen zunehmend, ebenso zwischen Mobilität und Zudringlichkeit
(Invasiveness) sowie Nützlichkeit und Fehlfunktion.
Viele bekannte Wissenschaftler haben daran teilgenommen, unter anderem Prof. Kevin
Warwick, der sich einen Chip implantieren ließ, um die Entwicklung des Menschen in Richtung
Cyborg20
selbst am eigenen Leib zu testen, und Prof. Steve Mann, der in (physischer) Abwesenheit
per Webcam durch sein Haus führte. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auch darauf
gelegt, wie Künstler mit der kabellosen Herausforderung umgehen. Es gab einige
Künstler, die im New Media Institute eine Residency zum Thema machten
und ihre entstehenden Werke auf der Tagung vorstellten. An der Schnittstelle
zwischen Wissenschaft und Kunst kann man zukünftige Entwicklungen der mobilen
Gesellschaft ablesen. Deshalb war die Tagung eine sehr interessante Veranstaltung mit
kulturwissenschaftlichen Fragestelllungen. Themenblöcke mit dem Vergleich aktueller
Mobilfunktechnologie-Standards verschiedener Länder wechselten mit Performances;
Überwachung und demokratische Bewegungen wie Open-Source standen ebenso auf der
Tagesordnung, wie die Frage: »How intimate do we want our Technologies to
be?«21
Handykunst befindet sich genau an dieser Schnittstelle zwischen Wissenschaft,
Technologie und Kunst, an der auch die Tagung mit ihrer kulturwissenschaftlichen
Fragestellung ansetzt
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