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| | | | Auf der Suche nach der inneren UhrMusikalische, psychologische und neurologische Konzepte des Timings epOs-Music, 155 Seiten, enthält Notenbeispiele und Abbildungen Bd. 14 in der Reihe Osnabrücker Beiträge zur systematischen Musikwissenschaft, hrsg. von Bernd Enders Osnabrück 2007ISBN 978-3-923486-98-4 (Buch)ISBN 978-3-923486-99-1 (CD-ROM) | |
Rezension von Dr. Daniel Krause, 31.12.2008 (http://magazin.klassik.com):
»›Wie ist es [...] möglich, dass sich Musiker im Ensemble einigen und
die mathematisch ›unkorrekten‹ Metren letzten Endes doch sehr genau
untereinander abstimmen können? Und was passiert dabei physiologisch
gesehen im Inneren des Musikers? Was gibt dem Musiker den Inneren Takt?
Dieser Frage soll in der vorliegenden Arbeit auf den Grund gegangen werden.‹
›Vorliegende Arbeit‹ wurde an der Berliner Humboldt-Universität verfertigt,
als Magister-, mithin Abschlussarbeit eines musikwissenschaftlichen Studiums.
Tilo Hähnel, ihr Verfasser, konstatiert ein Forschungs-, oder eher:
Darstellungsdesiderat. Es klaffe eine ›interdisziplinäre Lücke‹: Zwar gebe
es eine ›Fülle von Literatur zum Thema ›Timing‹ und ›innere Uhr‹, aber
offenbar kein Werk, das die verschiedenen Ansätze überblicksartig zusammenfasst.‹
Damit ist der hohe Anspruch dieses Bandes bezeichnet.
Um es vorwegzunehmen: Tilo Hähnel ist seiner Aufgabe durchaus gewachsen;
dass seine Magisterarbeit, entgegen dem Brauch, publiziert wurde, ist sehr
zu begrüßen. Mögen einige sprachliche Unebenheiten auftreten – im Ganzen
ist dieses Buch unprätentiös und jargonfrei, nicht zuletzt angenehm kurz:
Auf etwa 130 Seiten – zuzüglich ›Bildanhang‹, Literaturverzeichnis und
Register – wird ein kompetenter Überblick zum Forschungsstand geboten,
sinnvoll gegliedert in ›musikbezogene‹, psychologische und physiologische
Gesichtspunkte. Zu den besonderen Vorzügen des Autors ist seine Neigung zu
rechnen, sämtliche maßgeblichen Begriffe ausführlich zu definieren und jede
Etappe der gedanklichen Entwicklung eigens vorzubereiten und zu rechtfertigen.
Das trägt zur Sprödigkeit dieser Prosa bei, verbessert aber die Klarheit –
und darauf kommt es an.
Nicht, dass der sachliche Gehalt von Reflexionen zur Methode überwuchert würde.
Hähnel vermittelt zahlreiche substantielle Einsichten ins ›Wesen‹ der Musik
und menschlichen Empfindens. Erörterungen zur Regelmäßigkeit der Regelabweichung
im Tempo rubato, zur Differenz von Beat und Taktsystem, motorischen Voraussetzungen
des Musizierens, schließlich neuronalen und biochemischen Korrelaten des ›Timing‹
sind aufschlussreich für jeden Leser – sei es, weil sie von Grund auf Neues
berichten, sei es, weil sie aus musikalischer Praxis dunkel Geahntes und halb
Gewusstes in eine präzise begriffliche Form bringen; dieses, wie angedeutet,
ohne Dünkel und Zeigefingerei. Wer das Bedürfnis hat, Musik und das eigene
Musizieren zu ›begreifen‹, Intuition in Wissen zu verwandeln, kann viel aus
dieser Lektüre gewinnen.«
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