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| | | | Klages, ThorstenMedium und Form - Musik in den (Re- )Produktionsmedien epOs-Music, 123 Seiten, Zahlreiche Abbildungen Band 3 in der Reihe ´Beiträge zur Medienästhetik´, hrsg. von Rolf Großmann und Hartmuth Kinzler Osnabrück 2002ISBN 978-3-923486-40-3 (Buch)ISBN 978-3-923486-49-6 (CD-ROM) | |
Rezension in Testcard: www.testcard.de (2003)
von Nico Dierks
Die Rede von medialen Veränderungen unserer Umwelt und Lebensweisen
ist inzwischen so allgegenwärtig geworden, daß manchmal in Vergessenheit
gerät, welche weiten Felder kultureller Produktion gerade in dieser Hinsicht
noch weiße Flecken auf der Landkarte des Wissens sind: Immer noch liegen
kaum umfassende und theoretisch fruchtbare Ansätze zur Medialisierung
und Mediatisierung der Musik im 20. Jahrhundert vor. Das mag an der
notwendigen Vieläugigkeit einer solchen Unternehmung liegen: Dazu bedürfte
es immerhin einer profunden Kenntnis von Medientheorie, der historischen
Perspektiven auf mediale und musikalische Phänomene, der technisch-
apparativen Dimension sowie der angemessenen theoretischen Werkzeuge.
Thorsten Klages verfolgt in Medium und Form einen interdisziplinär zwischen
Kunst und Wissenschaft angelegten Ansatz, der in kompakter Form den
neuralgischen Punkt eines solchen längst überfälligen Großprojektes anvisiert.
Der zeitliche Rahmen reicht von Thomas A. Edison über Moholy-Nagy und
John Cage, DJ Kool Herc und Grandmaster Flash bis zu Portishead oder auch
der „Fehlerästhetik“ (man denke an Oval oder die „Clicks + Cuts“-Phänomene).
Entlang der differenztheoretischen Unterscheidung von Medium und Form
beschreibt Klages, wie sich – entgegen der simplen Annahme chronologischer
Medienepochen – die Formen analoger Medien (Schallplatte, Tonband) in den
digitalen Medien repositionieren (bis zur Simulation analoger Soundcharakteristika
mit dem Analogizer-Plug-In „Magneto“).
Außerdem trägt Klages im Anschluß an McLuhan oder auch die Filmtheorie
Yvonne Spielmanns der Materialität der Medien Rechnung und deren formprägenden
und autoproduktiven Potentialen, etwa den vielfältigen Techniken der Zeitachsen-
manipulation (Phasing, Pitching, Echtzeitmontage, ...). Im Unterschied zu Benjamins
Abtrennung des Aura-Begriffs von der Reproduktion, wird hier die für künstlerische
Produktion des 20. Jahrhunderts so wichtige transformative Distanz zum Original
schon in der Wortschöpfung des Untertitels Musik in den (Re-)Produktionsmedien
verdeutlicht, der ein neues Medienverständnis mit einem neuen Zugriff auf Musik
koppelt. Die praktische Anschlußfähigkeit von Klages´ konzeptuellen Ansatz für
die Generation nach Toop, Poschardt, Klein und Eshun wird einem vielleicht erst
völlig klar, wenn man plötzlich anfängt, Musiktexte und CDs nach Parametern der
Medienmusik zu ordnen – oder vielleicht erstmals bemerkt, daß man es schon
getan hat.
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