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| | | | Wege zur EmanzipationFrauendarstellungen auf Bildpostkarten des Deutschen Kaiserreiches unter Wilhelm II. epOs-Music, 260 Seiten, 135 farbige Abbildungen von historischen Bildpostkarten "Beiträge zur Medienästhetik der Musik", Bd. 16,
herausgegeben von Rolf Großmann und Hartmuth Kinzler Osnabrück 2017ISBN 978-3-940255-72-3 (Buch)ISBN 978-3-940255-73-0 (CD-ROM) | |
Isabel Lippitz, Siegener Zeitung vom 10.02.2018
Das Studium der „Frauen“-Postkarten zeigt spannend, wie die Rolle der Frau in der sogenannten guten alten Zeit gesehen wurde und wie sie sich entwickelt hat. Bemerkenswert, teils auch humorvoll „bebildert“, sind dabei die bereits zur Kaiserzeit beginnenden emanzipatorischen Bestrebungen. Die völlig andere Sichtweise auf Fähigkeiten und Kompetenzen von Frauen wird auf den Bildpostkarten seit Beginn des Ersten Weltkrieges sichtbar. Sabine Giesbrecht geht in ihrer Untersuchung der Frage nach, inwieweit die Bewährung der Frauen an der „Heimatfront“ zu ihrer politischen Gleichstellung beitragen konnte. Auch wenn Bildpostkarten als Massenprodukte oftmals plakativ und vereinfachend daherkommen und vieles durch die männliche Brille der Postkartenproduzenten betrachten, so zeigen sie doch allgemeine Gefühle und Denkweisen und sind ein Spiegel damaliger Befindlichkeiten.
„Frauen gelten schon immer als bildniswürdige Objekte und sind als Postkarten-Modelle sehr geschätzt.“ Mit diesem Satz beginnt Sabine Giesbrecht ihre Darstellung, die zunächst die Rolle der Mode untersucht. Einengende Korsette, lange schmale Röcke und überdimensionierte Hüte beeinträchtigen die Bewegungsfreiheit der Damen aus gutem Hause. Der Hosenrock und das „locker sitzende“ Reformkleid sind erste äußere Anzeichen der Befreiung von modischen und gesellschaftlichen Zwängen. Viele Bildpostkarten der wilhelminischen Kaiserzeit zeigen jedoch Frauen in ihrer behüteten, schönen und gepflegten häuslichen Umgebung. Im Salon, bei der Hausmusik mit Kindern oder bei gesellschaftlichen Bällen spielen sie ihre Rolle als schöne, kultivierte Ehegattin, als Hüterin der behaglichen Häuslichkeit und als ideales Vorbild für die heranwachsende Generation.
Jens Ebert in: Krieg in Comic, Graphic Novel und Literatur, hrsg. v. Claudia Junk / Thomas F. Schneider, S. 151-153
Sabine Giesbrechts lesens- und ansehenswerter Band zeigt eindrucksvoll und überzeugend, wie stark und subtil das Kaiserreich von Bildern geprägt, strukturiert und geordnet wurde. Die Bildpostkarten sind als Medium verschwunden, nicht aber die ihnen zugrunde liegenden Mechanismen der Propagierung bürgerlicher Ordnung.
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