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Punkten mit größerem Abstand. Bei der Autotypie sind die entstehenden Helligkeiten bzw. Halbtöne also reell gar nicht vorhanden. Im Prinzip handelt es sich hier um eine ›Täuschung‹.

Das Lichtpauseverfahren ist ebenfalls ein fotografisches Verfahren. Hier wird eine mit schwarzer Tusche auf durchscheinendem Zeichenpapier oder durchsichtigem Film angefertigte Transparentzeichnung auf lichtempfindliches Papier kopiert. Zeichnung und Papier liegen direkt übereinander und werden belichtet. Bei der Zyanotypie erscheint die Zeichnung negativ auf blauem Grund, bei der Diazotypie, auch Sepiapause genannt, auf einem braunen. Eine Positivpause entsteht nach fotografischer Umkehrung mit schwarzer Zeichnung auf weißem Grund.

Des Weiteren werden noch vier Druckverfahren vorgestellt, mit denen man hauptsächlich Text druckt bzw. sie zum Satz oder zur Vervielfältigung von Text und Bildern verwendet. Aufgrund ihrer Entwicklungsgeschicht bzw. ihrer Verwandschaft zur Fotografie werden sie aber an dieser Stelle vorgestellt und nicht im Kapitel 2.4.

Als wichtigstes Herstellungsverfahren für den Schriftsatz ist an dieser Stelle der Fotosatz zu erwähnen. Bei ihm werden die Schriftzeichen durch vorhandene Negative auf einen lichtempfindlichen Film projiziert und nach der Belichtung entwickelt. Im Vergleich zu einer manuellen Bleisetzmaschine können im Fotosatzverfahren statt ca. 5.600 Buchstaben pro Stunde hier 350.000 Buchtaben pro Stunde gesetzt werden. Die erste Lichtsetzapparatur baute Unger E. Uher 1930.

Eine Weiterentwicklung des Fotosatzes stellt in gewisser Weise der Lichtsatz dar. Er wird zur Herstellung von Kopiervorlagen für den Tief-, Offset- und Siebdruck benutzt. Im Gegensatz zum Fotosatz werden hier die Schriftzeichen auf einer Kathodenstrahlröhre dargestellt und mittels einer optischen Vorrichtung von dieser auf den lichtempfindlichen Film übertragen. Früher erfolgte die Darstellung der Schriftzeichen auf der Kathodenröhre mittels Impulsen aus dem Kernspeicher einer Datenverarbeitungsanlage. Mittels der modernen Computer kann heute die Vorlage für eine große Tageszeitung innerhalb nur einer Stunde angefertigt werden. Das entspricht ca. 2.5 Mill. Buchstaben bzw. bis zu 10 Mill. Lichtzeichen pro Stunde.

Bei der Xerografie, deren Name sich von den griechischen Wörtern χɛρoς (trocken) und γραφειν (einritzen, schreiben) zusammensetzt, handelt es sich um ein elektrografisches Vervielfältigungsverfahren das Ende der 30er Jahre in den USA entwickelt wurde. Bei dem Verfahren wird die Kopiervorlage auf eine mit einem Halbleiter (z. B. Selen etc.) beschichtete Platte projiziert, die sich dadurch elektrostatisch auflädt. Folglich erhält man auf dieser Platte ein elektrostatisches ›Bild‹ aus positiven und negativen Ladungen. Anschließend wird die Platte mit negativ geladenem Toner bestäubt. Der Toner wird aufgrund seiner negativen Ladung nur von den positiven Ladungen angezogen und haftet an ihnen. Nun wird das elektrostatische Tonerdruckbild auf den seinerseits negativ geladenen Druckbogen abgedruckt und anschließend durch Erhitzung auf das Papier ›angeschmolzen‹. Statt einer Platte verwendet man heutzutage allerdings xerografische Trommeln, auf die die Bilder projiziert werden. Das Papier bzw. der Druckbogen werden dann unter dieser hergezogen.22

22Eine gute grafische Darstellung des Arbeitsschemas eines Kopieres findet sich in [Klein(1975), S. 177]
Mit diesem Verfahren, das ohne Druck und trocken arbeitet, lassen sich sehr viele Druckträger bedrucken.


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