4. Statische Grafik
Im Gegensatz zu den bereits erläuterten Bereichen Buch/Text und Notendruck (vgl.
Kapitel 2 und 3) handelt es sich bei der Grafik um einen äußerst komplexen
und komplizierten Bereich. Auf der einen Seite hängt er sehr stark mit
dem Buch- bzw. Notendruck zusammen, auf der anderen Seite liegt die
Komplexität nicht zuletzt an dem unterschiedlichen Gebrauch des Begriffes: »Es
gibt viele, nach Ländern und Zeiten schwankende Definitionen des Begriffes
›Grafik‹«1
oder »Der Begriff Grafik wird sehr unterschiedlich gebraucht und
verstanden.«2
sind Zitate, die am Anfang vieler Veröffentlichungen, die sich mit dem Thema beschäftigen,
zu finden sind. So gibt es Abhandlungen, die – ohne die Problematik vorher darzulegen –
den Begriff Grafik nur als ›freie Grafik‹ – in Abgrenzung zur ›Gebrauchsgrafik‹ –
verstehen.3
Dieser Abgrenzung liegt die nicht unumstrittene, aber üblich gewordene Unterscheidung zwischen
der freien und der angewandten Kunst zugrunde. Wie man aber am Beispiel des Plakates sehen kann,
sind die Grenzen oft fließend oder z. T. auch willkürlich.
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Walter Koschatzky z. B. ist sich der Problematik durchaus bewusst. Er stellt fest, dass
man gut daran tut, »sich dessen bewusst zu bleiben, dass man darunter [unter dem
Begriff Grafik; Anm. des Autors] den Sammelbegriff zeichnerischen Bildgestaltens im
weitesten Sinne versteht«, verlagert aber noch im selben Satz den Schwerpunkt
insofern, als dass man den Begriff »im besonderen aber auf die gedruckte Grafik
anwendet.«4
Wiederum andere (so z. B. der Sachse Max Klinger 1903) verwenden eher Begriffe wie
›Griffelkunst‹, weil der Begriff Grafik »Handzeichnungen in seiner gebräuchlichen Anwendung
ausschlösse.«5
Bei dem Begriff Grafik handelt sich hier also um einen äußerst problematischen weit gefächerten
Bereich.6
In der vorliegenden Arbeit wird der Begriff ›Grafik‹ im Sinne der Gebrauchsgrafik verstanden.
Sofern sie nicht selbst Forschungsobjekt ist, spielt die Grafik als ›Kunstform‹ für das Thema dieser
Arbeit eher eine untergeordnete Rolle. Da sich die Gebrauchsgrafik aber auch erst mit bzw. durch die
Grafik als Kunstform entwickelt hat, wird auf diese in der Entwicklungsgeschichte ebenfalls
eingegangen.
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Im Folgenden soll versucht werden, kurz und knapp die historische Entwicklung der
Grafik darzustellen. Dabei verwendet der Autor, genau wie in den Kapiteln Buch/Text
(vgl. Kapitel 2) und Notendruck (vgl. Kapitel 3) eine nahezu chronologische Gliederung.
Im Abschnitt 4.1 werden die Ursprünge der Grafik dargestellt. Anschließend wird im
Abschnitt 4.2 auf die Entwicklung der verschiedenen Formen der Grafik eingegangen.
Hier werden u. a. auch die verschiedenen Verfahren wie z. B. der Holzschnitt, die
Xylographie, der Kupferstich, die Radierung oder die Lithographie vorgestellt. Im letzten
Abschnitt (4.3) fokussiert der Autor den für das Thema dieser Arbeit ›Digital Music
Publishing‹ relevanten Bereich, der sich vielleicht am ehesten mit dem bereits
verwendeten Begriff der ›Gebrauchsgrafik‹ |