empfangen. Radolt hatte vorher in Venedig gedruckt, also gleichzeitig mit
Petrucci; nachgeahmt hat er ihn schon deshalb nicht, weil er ihn nicht
nachahmen konnte. Der Zweck und die Mittel dieser Musikart waren ganz
andere, und das Verfahren hatte sich, wie oben gezeigt wurde, stufenweise
ausgebildet.«
Auch Hader schreibt lediglich von einer »Verbesserung und Ausgestaltung des Typendoppeldruckes« seitens Petruccis.9
Ob es sich bei Petruccis Druck mit beweglichen Metalltypen nun um eine bloße Übertragung einer bereits vorhandenen Druckart auf ein anderes musikalisches Gebiet, sowie Chrysander es behauptet, handelt, oder ob der Druck mit beweglichen Metalltypen seine eigene ›Erfindung‹ ist, lässt sich anhand der vorhandenen Literatur nur schwer beurteilen. Sicher ist jedenfalls, dass es bei fast allen Erfindungen ›Vorstufen‹ geben hat, ohne die die jeweiligen Erfindungen nicht möglich gewesen wären. So wird Petrucci allen unterschiedlichen Sichtweisen bzw. Meinungen zum Trotz zwar nicht immer als ›Erfinder‹, aber doch bei allen als bedeutendste Persönlichkeit in der Geschichte des Notendruckes gesehen. Selbst Chrysander schreibt: »Er ist der Einzige, den wir Gutenberg, dem grossen Erfinder der Buchdruckerkunst, im Musikalischen einigermasssen an die Seite stellen können«.10
Bei dem ersten vollständigen Werk, das Petrucci gedruckt hat, handelt es sich um das, am 15. Mai 1501 publizierte, ›Harmonice Musices Odhecaton‹. Dabei druckte er nach [Sartori(1949ff), Sp. 1139] in drei Phasen: »zuerst wurden die Linien gedr., dann die Noten und endlich die Textworte, die verzierten Anfangsbuchstaben, die Nrn. des Registers und der Seiten.«11
Aufgrund der hohen Qualität seiner Druckerzeugnisse, die besonders durch die erlangte Präzision bei der Überlagerung von roten Notenlinien und schwarzen Noten sowie den bis dahin in dieser Form nicht zu übertreffenden scharfen Konturen deutlich wird, erhielt Petrucci 1498 in Venedig für 20 Jahre die alleinige Befugnis zum »Druck von mehrstimmiger Musik für Gesang, Orgel und Laute.«12
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