- 301 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Content wie z. B. Forschungsergebnisse etc., von Wissenschaftlern für Wissenschaftler erstellt, immer teurer und gerade für Bibliotheken etc. unerschwinglicher wird. In diesem Zusammenhang ist es auch nicht von Interesse, in welcher äußeren Form (z. B. mit schönem Einband etc.) der Content vorliegt. Hier zählt die pure Information, die es auf neuen Wegen zu verteilen und verbreiten gilt, und in diesem Zusammenhang bietet das Internet enorme Chancen und Vorteile gegenüber herkömmlichen Distributionsformen.

16.3.  Form

In diesem Abschnitt soll nun der Frage nach der Form des Outputs nachgegangen werden. Wie bereits in Teil I gezeigt wurde, war die Erscheinungsform früher an die unterschiedlichen Medien gebunden. So fand die Verbreitung von Text ausschließlich über Bücher statt, eventuell noch über das Radio, wenn z. B. Texte oder Bücher vorgelesen wurden. Auch Noten wurden gedruckt und konnten im Prinzip auch nur in dieser einen gewissen Form verbreitet werden.19

19Eine kleine Ausnahme stellen hier die Anfang des Jahrhunderts entwickelten grafischen Lochkartenstreifen dar. Auf diesen konnten die Informationen über Zeitdauer und Tonhöhe gespeichert werden.
Gleiches gilt für Grafiken wie z. B. Abbildungen oder Diagramme. Diese drei Medien konnten, da sie alle gedruckt wurden, schon früh miteinander kombiniert werden. Für bewegte Grafiken wie z. B. Animationen oder Filme sowie Audio war dies nicht möglich. Die Verteilung von Audioinformationen war immer an bestimmte Distributionsformen wie z. B. Waxrollen, Schallplatten, Magnetbänder, CDs etc. gebunden, ebenso die von Animationen und Filmen bzw. Videos. Im Gegensatz zu Text, Noten und statischer Grafik kam bei Audio und Video durch die Entwicklung neuer Technologien noch eine weitere Distributionsform hinzu, die Verteilung der Informationen über das Radio bzw. das Fernsehen.

Durch die technische Konvergenz im digitalen Zeitalter hat sich der Sachverhalt, dass die Form immer an das Medium gebunden ist, vollkommen geändert. Digitaler Content kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise verbreitet werden und die Form ist nicht mehr vom entsprechenden Medium abhängig. Die Erscheinungsform hat sich vom Medium vollständig abgekoppelt.20

20An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass nach McLuhan ein neues Medium immer alte Medien beinhaltet. Betrachtet man den Computer auch als eigenes Medium der somit die Medien Text, Noten, Audio etc. vereint, dann wäre die Feststellung, dass sich die Erscheinungsform vom Medium vollends abgekoppelt hat, nicht mehr richtig, denn die Erscheinungsform ist natürlich von den Möglichkeiten des Computers abhängig.

Information und Wissen wurde früher fast ausschließlich in Form von Büchern weitergegeben und wird es heute zum großen Teil auch noch. Bücher werden auch in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren noch eine wesentliche Rolle bei der Verbreitung von Wissen spielen und als Form erhalten bleiben. Bei anderen Medien wie z. B. reinen Audio-CDs ist dies nicht der Fall. Sie werden schneller wieder verschwinden als manch einer denkt und bald schon nur noch antiquarisch zu erhalten sein. Dies liegt daran, dass zum Hören von Audioinformationen schon immer ein


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