genannt, handelt es sich um ein Hochdruckverfahren (vgl. Abschnitt 2.4), bei dem die
nicht druckenden Bereiche aus einer Lindenholztafel geschält wurden, so dass die
druckenden Bereiche hervorstanden. Zum Drucken der Notenlinien und Noten
in nur einem Druckvorgang eignete sich das Verfahren aber weniger, da der
erforderliche Aufwand in keinem Verhältnis zum erzielten Resultat stand, da
man doch alle Noten- und Linienzwischenräume feinsäuberlich herausschälen
musste. Es konnte leicht passieren, dass ein Notenhals oder eine feine Notenlinie
abbrach und die ganze Arbeit umsonst war. Außerdem waren Fehler in der
Druckvorlage in der Regel nicht zu beheben und erforderten ebenfalls eine vollständige
Wiederholung der Arbeit. Neben den technischen Problemen war des Weiteren
der ästhetische Anspruch, den die Schreiber mit ihren sauberen Handschriften
gesetzt hatten, kaum durch den Holztafeldruck zu erfüllen. Von daher wurde der
Holztafeldruck meist nur für kurze Notenbeispiele in theoretischen Werken
eingesetzt.2
Dort erwies er sich für die Druckereien rentabler als der im nächsten Abschnitt erwähnte
Typendruck.
Neben dem Gebrauch von Holz, versuchte man in der Inkunabelzeit gleichzeitig Metall als
Material für die Druckvorlage zu benutzen. Des Weiteren wurde auch probiert, Choralnoten
ohne Linien mit beweglichen Metalltypen zu drucken. Bei dem ›Collectorium super
Magnificat‹, welches 1473 von Konrad Fyner gedruckt wurde, handelt es sich um das
älteste, datierbare Beispiel eines linienlosen Druckes von Quadratnoten mit beweglichen
Typen.3
Einige Notendrucker im 15. Jahrhundert stellten ihre Drucktypen selbst her.
So auch der Drucker Steffen Arndes, dem man die Notentype zugeschrieben
hat, mit der die komplizierten Neumen des ›Graduale Arosiense‹ (Lübeck
1493)4
gedruckt wurden. Arndes soll, nachdem er 1477 in Perugia das Stempelschneiden und
Matritzenjustieren erlernt hatte, ein Typenguss-Handbuch verfasst haben.
Anhand der Tatsache, dass zumeist entweder nur Noten oder nur Notenlinien
gedruckt wurden, lässt sich zugleich das Hauptproblem der Drucker erkennen.
Chrysander formuliert es folgendermaßen: »Die ganze Schwierigkeit liegt in
einem einzigen Punkte, in der Durchschneidung horizontaler und verticaler
Linien.«5
Gleichgültig, ob man mit Holz- oder Metalltafeln druckte, die größte Schwierigkeit stellte
die synchrone Ausrichtung von Linien und Noten sowie deren variable horizontale und
vertikale Platzierung dar.
In den 1480er Jahren war Basel noch das Zentrum des Notendruckes. Dies änderte sich
aber im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts. 1482 begann Ottaviano Scottos (d.Ä.)
mit dem Druck eines römischen Quart-Missales. Die Herstellung liturgischer Bücher für
den Kirchenstaat entwickelte sich so erfolgreich weiter, dass Venedig zum internationalen
Zentrum des Notendrucks, ja sogar des Drucks allgemein aufstieg. Fast ein Drittel der 80
italienischen Ausgaben des ›Missale Romanum‹ wurden allein in Venedig gedruckt. In
Frankreich ist vor allem die Werkstatt Johann Higmans in Paris zu erwähnen.
Er druckte ab 1489 zahlreiche Missalien u. a. für Angers, Bourges, Chartres,
Liège, Paris und Rennes. Hier verwendete er eine römische Choralnotentype mit
rundem Kopf ohne Stil. Für den Export nach |