- 297 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (296)Nächste Seite (298) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

mit ihren direkt verkauften Alben mehr verdiene als mit früheren Millionenhits.«

Die technische Konvergenz ermöglicht es heute, sehr günstig Musik selber aufzunehmen, zu produzieren und mit einer global verstreuten Fan-Gemeinde in Kontakt zu bleiben. Im Jahr 2005 kostet die Produktion eines Albums nur ein Zehntel dessen, was sie noch vor zehn Jahren gekostet hat. Aus diesem Grund wurden in letzter Zeit besonders viele kleine Indie-Labels erfolgreich neu gegründet. Die Funktion und damit auch die Organisation der traditionellen Verlage wird sich in Zukunft ändern müssen. Ihre Aufgabe könnte sein, fertige Produkte an den Endverbraucher zu bringen, egal ob über Download-Portale auf mobile oder nicht mobile Endgeräte, über DVD oder BluRay Disc, über Videokanäle etc. Fischermann führt als Beispiel auch hier die Band Marillion an, die, neue Verteilungsmethoden nutzend, wieder mit ihrem alten Label EMI im Geschäft ist. EMI verkauft abgespeckte Versionen der von den Fans vorfinanzierten Alben über den traditionellen Distributionsweg.

Vergleichbares ist auch beim Publishing zu beobachten. So sammelt Die Deutsche Bibliothek seit 1998 Online-Dissertationen und -Habilitationen und erweitert so ihr eigenes Spektrum in Richtung Verlagstätigkeit.4

Der Online-Anteil publizierter Dissertationen konnte von 2000 bis 2004 von 12 % auf 31 % gesteigert werden.5 Das bedeutet, dass die ehemalige Zuordnung Verlag – Publizieren, Bibliothek – Archivieren nicht mehr ausschließlich gilt. Die Aufgabenbereiche von Verlagen bzw. Publishern, Distributoren wie z. B. Buchläden oder Online-Shops sowie Bibliotheken verschmelzen miteinander und lassen sich sowohl funktional als auch organisatorisch nicht mehr voneinander trennen. Ein weiteres Beispiel hierfür ist der in Abschnitt 17.2 beschriebene Online-Publisher epOs-music. Hier läuft z. B. die Distribution nicht nur über den klassischen Buchhandel, sondern vielmehr auch auf direktem Weg über den Verlag durch das Internet.

16.2.  Verteilung, Distribution

Bislang war die Distribution jeweils an unterschiedliche Medienindustrien bzw. Industriezweige wie etwa Platten- oder Filmindustrie, Fernsehen oder Radio gebunden. Diese Bindung hebt sich durch die medientechnische Konvergenz auf. Zudem kommen Multimediaproduzenten und neue internetbasierte Firmen hinzu. Durch die Digitalisierung sind gerade die Produktionskosten enorm gesunken und die kostenintensive Vervielfältigung von Content auf den herkömmlichen physischen Speichermedien (Buch, Schallplatte, CD, DVD ) kann z. T. vollständig entfallen. Folglich kann jeder Hersteller von Content, sofern er möchte, zugleich auch als Distributor tätig werden und seinen Inhalt über das Internet anbieten und verteilen. Im Memorandum des Bundesfachausschusses Musik und Medien heißt es hinsichtlich der Distribution über das Internet:6


Erste Seite (i) Vorherige Seite (296)Nächste Seite (298) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 297 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium