die mit einer Scan-Software professionell arbeiten wollen, sind von solchen
Spielereien wohl eher genervt.
Immerhin lässt sich feststellen, das einfache Notenbeispiele von fast allen Programmen
sehr gut erkannt werden. Bei komplexeren Beispielen stellt sich allerdings die Frage, ab
welcher Fehlerquote eine manuelle Nachbearbeitung nicht mehr lohnt und eine
Neueingabe sinnvoller erscheint. Auf diesem Gebiet bleibt für die Entwickler noch einiges
zu tun. In den nächsten Jahren werden hier auch bestimmt wesentlich bessere Resultate
erzeugt.
9.4. Notationsformate
Das Hauptproblem, dass sich bei der Entwicklung von Notationsformaten darstellt, ist
die Komplexibilität der Notenschrift. Sie ist im Vergleich zur Schrift nicht nur
zweidimensional aufgebaut, sondern enthält vielmehr hochgradig grafische Anteile. Die
Herausforderung besteht nun darin, diese zweidimensionale grafische Struktur mit Hilfe
einer eindimensionalen Zeichenkette so abzubilden, dass der Computer daraus wieder
die Grafik rekonstruieren und das Notenbild auf dem Bildschirm darstellen
kann.
Notationsformate lassen sich grob in drei verschiedene Gruppen unterteilen: binäre
Formate, ASCII-basierte Formate und XML-basierte Formate. Allerdings verschwimmen die
ursprünglich relativ starren Grenzen, denn die XML-basierten Formate können über den
reinen Notensatz hinaus häufig komplexe, multimediale Strukturen darstellen und neben
Noten auch Audio, Video, Text etc. einbinden. In diesem Abschnitt werden zunächst
spezielle XML-basierte Formate beschrieben, die den Schwerpunkt auf den reinen Notensatz
legen.49
Die komplexeren XML-basierten Formate werden in Teil III in Abschnitt ?? behandelt.
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Für jeden Bereich werden einige wesentliche Formate exemplarisch
dargestellt.50
Eine sehr gute Übersicht bietet Gerd Castan in [Castan(2003)]. Insgesamt werden hier 28
verschiedene XML-basierte Formate, 28 ASCII-basierte Formate und 14 binäre Formate erläutert.
Eine ausführlichere und umfangreichere Zusammenstellung zu diesem Thema liefert Eleanor
Selfridge-Field mit dem von ihr herausgegebenen Buch ›Beyond MIDI – The Handbook of Musical
Codes‹. Vgl. dazu [Selfridge-Field(1997)].
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Das bekannteste und am weitesten verbreitete Format ist
MIDI51
An dieser Stelle sei explizit darauf hingewiesen, dass es sich bei MIDI nicht um ein reines
Notationsformat handelt. Da man MIDI-Dateien aber u. a. auch zum Austausch zwischen
Notationsprogrammen nutzen kann, wird auf das Format an dieser Stelle eingegangen. Hier existieren
auch einige Erweiterungen wie z. B. ›NoTAMIDI Meta-Events‹, ›Expressive MIDI‹ oder
›MIDIPlus‹. Vgl. dazu [Nordli(1997)], [Cooper et al.(1997)Cooper, Ng und Boyle] sowie
[Hewlett(1997a)].
Allerdings spricht man bei MIDI eher von einem ›Performance-Format‹. Wie im folgenden Abschnitt
ersichtlich wird, wurde MIDI eigentlich entwickelt, um verschiedenen Geräte zu steuern bzw. sie
untereinander ›kommunizieren‹ zu lassen. Vom Prinzip her ist MIDI nichts anderes als eine digitale
Weiterentwicklung der damaligen Stiftwalzen oder Lochkarten. Hierzu finden sich ausführliche
Informationen auf der Homepage des Musikwissenschaftlers PD Dr. Christoph Reuter unter http://www.chr-reuter.de (Link vom 04.09.2004) oder bei [Reuter et al.(2000)Reuter, Enders und
Jacobi].
Einen sehr guten Überblick über MIDI sowie ausführliche Informationen für Anfänger und
Fortgeschrittene finden sich bei [Aicher(1998)] und [Braut(1993)].
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(Musical Instrumental Digital Interface). MIDI fällt in die Gruppe der binären Formate.
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