Analyse, bildet das
Kapitel 4. In diesem Kapitel sollen die theoretischen Grundlagen plastisch mit Inhalt
gefüllt werden. Anhand ausgewählter Beispiele werden die Zusammenhänge von
Szenerie und Ton, die verschiedenen Funktionen der Musik etc. dargestellt.
Im Anhang finden sich ferner Disco- und Filmographien zu bzw. über Kie lowski und Preisner. Die in der Analyse verwendeten Notenbeispiele erheben
keinen Anspruch auf kompositorische Authentizität. Da es nicht möglich war,
Notenmaterial zu erhalten, wurden die einzelnen Themen vom Verfasser nach Gehör
transkribiert.
Bei der Literaturrecherche zu dieser Arbeit wurde deutlich, dass es zur Filmmusik
Preisners im Allgemeinen und speziell zu der Verwendung seiner Musik in den
Filmen Kie lowskis keine Literatur gibt, die sich intensiv mit diesem Thema
auseinandersetzt. Lediglich der Filmmusikwissenschaftler Wolfgang Thiel versucht
in einem zweiseitigen Artikel eine »Annäherung an Zbigniew Preisners Drei
Farben-Partitur«. In den unzähligen Artikeln und Rezensionen, die sich mit
den Filmen auseinandersetzen, wird die Musik, wenn überhaupt, meist nur
nebensächlich erwähnt. Auch Erbsteins Buch »Untersuchungen zur Filmsprache im
Werk von Krzysztof Kie lowski« und Geoff Andrews »The Three Colours
Trilogy« gehen nur sehr oberflächlich auf die Verwendung der Musik in den Filmen
ein.
Die vorliegende Arbeit versucht in dem ihr möglichen Rahmen diesem Sachverhalt
entgegenzuwirken, indem sie eine grundlegende Untersuchung der Filmmusik zu der Drei
Farben-Trilogie liefert. Gleichzeitig soll der auf der musikalischen Ebene vielschichtigen
und außergewöhnlich engen Zusammenarbeit der beiden Künstler Rechnung getragen
werden.
Kapitel 1 Biographie und künstlerischer Werdegang
1.1 Krzysztof Kie lowski
Krzysztof Kie lowski, am 27.6.1941 in Warschau geboren, wuchs in eher ärmlichen
Verhältnissen auf. Sein Vater arbeitete als Ingenieur und seine Mutter als Büroangestellte.
Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde Kie lowskis Schwester 1944 in Strzemieszyce
geboren. Seinem Vater, der an Tuberkulose erkrankt war, ging es immer schlechter, so
dass er viel Zeit in Sanatorien verbringen musste. Da die Familie aber zusammenbleiben
wollte, zog die Mutter mit ihren beiden Kindern immer in dieselbe Stadt und suchte sich
dort Arbeit. Auch Kie lowski und seine Schwester verbrachten einige Zeit in
Sanatorien1
1
Es handelt sich hierbei um spezielle Sanatorien für Kinder, die in Polen ›Preventoria‹
genannt werden. »They were for children threatened by TB or who were weak. The
whole idea was to spend time in a good climate and to have healthy food.«
(Stok, 1993, S. 13)
|
,
die vom Staat bezahlt wurden, da die alleinverdienende Mutter nicht das nötige Geld
aufbringen konnte, um die Kinder zu versorgen. Für die Familie war diese Trennung
nicht besonders leicht. Bedingt durch die häufigen Umzüge, musste Kie lowski oftmals
die Schule wechseln. »I went to so many schools that I often get them mixed up,
and don’t remember even where I went. I would change schools twice or even
three times a year.« (Stok, 1993, S. 10) Kie lowski war immer ein guter
Schüler, der hervorragende Noten erzielte, ohne sich besonders anzustrengen.
Trotzdem brachte ihm die Schule keinen großen Gewinn. Da die Familie immer in
kleineren Dörfern lebte, bot sich auch nicht die Möglichkeit, weiterführende
Schulen zu besuchen. Der Vater schickte ihn schließlich auf eine Berufsschule der
Feuerwehr, da Verpflegung und Unterkunft frei waren. Aber schon nach wenigen
Monaten stellte Kie lowski fest, dass er lieber, koste es was es wolle, studieren
wollte.
Schließlich bot sich die Möglichkeit, ein ›College für
Theatertechniker‹2
2
Pa stwowe Liceum Techniki Teatralnej
|
in Warschau zu besuchen, dessen Direktor der Onkel seiner Mutter war. Hier wurde
neben der technischen Ausbildung auch ein Schwerpunkt auf die Vermittlung kultureller
Werte gelegt. So wurden die Schüler von ihren Lehrern angewiesen, ins Theater oder
Kino zu gehen und Bücher zu lesen. Letztere interessierten Kie lowski allerdings schon
von Kindheit an.
»And those books formed us — at least, they did me. They taught me
something, made me sensitive to something. The books I read, particularly
as a child or boy, made me what I am. [...] Of course, the world wich I
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