- 103 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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Interaktion von Kern und Valentine handelt, trotzdem in enger Verbindung mit ihrem Zusammentreffen. Das Segment 31 ist ebenfalls ein Beispiel für eine geschickte Vernetzung der einzelnen Handlungsstränge untereinander. Als Valentine, nachdem sie doch nichts verraten hat, von den Nachbarn zu Kern zurückkehrt, wird Karin gerade von Auguste nach Hause gebracht und mit einem Kuss verabschiedet. Valentine selbst nimmt die beiden aber nicht bewusst wahr. Das folgende Gespräch von Valentine und Kern über seine Tätigkeit als Richter, das Problem der Rechtsprechung und über einen Jungen,110
110 Dass es sich hierbei um Valentine’s Bruder handelt, wird erst im weiteren Verlauf des Films deutlich.
der herausgefunden hat, dass sein Vater gar nicht sein Vater ist und drogenabhängig geworden ist, wird wieder durch einige Nebenhandlungen unterbrochen. In Segment 34 ruft eine Frau bei Karin an und erkundigt sich, wie das Wetter werden soll, da sie verreisen möchte. In Segment 35 hört Kern ein Gespräch zwischen Auguste und Karin ab, in Segment 37 das zwischen einer Mutter und ihrer Tochter und in Segment 36 beobachten Valentine und Kern einen Dealer, der sich ein abhörsicheres Handy aus Japan mitgebracht hat. Das Gespräch der Mutter, die ihre Tochter anruft, weil sie angeblich kein Brot mehr hat (was aber nicht zu stimmen scheint; nach Kerns Aussage ruft sie nur an, weil sie ihre Tochter sehen möchte), fungiert als »Aufhänger« für den weiteren Verlauf des Gesprächs zwischen Kern und Valentine über ihre Gutmütigkeit. Nachdem Kern fragt, ob es sich bei dem drogenabhängigen Jungen um ihren Freund oder ihren Bruder handelt, verlässt Valentin Kern mit Tränen in den Augen.

Das nächste Zusammentreffen der beiden findet statt, nachdem Valentine in der Zeitung von dem Prozess gegen Kern erfahren hat. Sie fährt zu ihm hin, um ihm zu sagen, dass sie ihn nicht angezeigt oder verraten hat. Dieses Gespräch wird in der Sequenz 8 in ca. 11 Minuten dargestellt. Kern erzählt Valentine, dass er sich selbst angezeigt hat und dass Karin bald mit Auguste Schluss machen wird, da sie bei dem Prozess einen anderen Mann kennengelernt hat. Valentine berichtet Kern, dass sie bald nach England fahren wird, worauf er ihr vorschlägt, die Fähre zu nehmen. Während Kern von einem Fall erzählt und wieder auf das Problem der Rechtsprechung stößt, wird seine Scheibe mit einem Stein eingeworfen. Auf Valentines Frage, ob er jemals jemanden geliebt hat, weicht er aus, in dem er ihr erzählt, dass er von ihr geträumt hat. Diese Sequenz ist nur durch eine einzige Einstellung (342; Segment 55) unterbrochen. Nachdem Kern von Karins neuer Bekanntschaft berichtet hat, versucht Auguste vergeblich, sie anzurufen. Dieses Segment dient als erste Bestätigung der Vermutung Kerns.

Das letzte Zusammentreffen wird in der Sequenz 11 beschrieben. Nachdem Valentine Kern eine Einladung zu ihrer Show hat schicken lassen, kommt dieser auch. Valentine kann ihn allerdings nicht im Publikum erblicken. Als sie nach der Show gehen will und ihn als letzten Zuschauer im Saal auf sie warten sieht, freut sie sich. Kern erzählt ihr seinen Traum, zeigt ihr seinen Stammplatz im Theater und berichtet von der Begebenheit, als ihm die Bücher heruntergefallen sind und so auf dem Boden liegen geblieben sind, dass eine für die Prüfung relevante Seite offen lag. An dieser Stelle wird die Verbindung zwischen Auguste und Kern schon deutlich. Nachdem draußen ein Unwetter tobt, und Valentine die Fenster schließt, erzählt Kern seine Geschichte weiter: auch er entdeckte, genauso wie Auguste, seine Freundin


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