88 Florentina Sauerbach, Markus Deimann (1997), dass die Studierenden einer fortwährenden Motivation und Anleitung zum selbstorganisierten Lernen bedürfen, sowie angeregt werden sollten, sowohl formell als auch informell mit ihren Mitstudierenden zu kommunizieren und kooperativ zu lernen. Somit werden auch die Lehrenden vor eine besondere Aufgabe gestellt, denn sie sollen den Studierenden vermitteln, dass sie » (…) wahrgenommen, indivi-duell angesprochen und dabei ernst und für voll genommen werden (…)« (Peters, 1997, S. 31), um so ein Gefühl der Gemeinschaft kreieren zu können.1. Der Mehrwert der Nutzung von Web 2.0 Technologien muss erkannt werden Für Studierende ist die besondere Art des Lernens auf Distanz ein mehrstufiger Pro-zess, der einher geht mit einer Erweiterung der bestehenden Lernkompetenz, wo-durch bestehende Handlungsstrukturen, die sich beispielsweise im vorangegange-nen Präsenzstudium als sinnvoll etabliert haben, neu überdacht werden müssen. In den Handlungsprozessen eines jeden Menschen sind Wertvorstellungen verankert. Werte konstituieren das menschliche Handeln erst als ein kompetentes Handeln – Emotionen und Motivationen sind hier handlungsleitende mentale Modelle (Erpen-beck & Sauter, 2007, 20ff.). Fragen, die sich in diesem Prozess des » Neulernens « von Handlungen ergeben, sind dann u. a.: Warum sollte sich etwas an der Form des Ler-nens verändern, wenn es bislang gut funktioniert hat? Warum sollten neue techni-sche Werkzeuge ausprobiert werden, wenn sie bisher nicht von Nöten waren?Handlungsleitende mentale Modelle entstehen aus den biographischen Erfah-rungen der Studierenden in ihren Lernkontexten. Wiederholte Handlungsabfolgen mit identischen Zielsetzungen, die sich als erfolgreich bewährt haben, sind fest ver-ankert und werden als sinnvoll bewertet und in ähnlichen Handlungsabläufen er-neut eingesetzt. Die Nutzung von Web 2.0 Technologien wie Wikis und Weblogs hängt also mit den bisher gemachten Erfahrungen zusammen und Studierende wer-den langfristig nur solche Werkzeuge verwenden, die sie als sinnstiftend für ihre in-dividuelle Situation erfahren. Beim » Erstkontakt « mit diesen Werkzeugen, wird der » Sinn « und der » Nutzen « (der Mehrwert) der Medienintegration in die individuel-len Lernprozesse, wie beispielsweise eines Wiki, dadurch oftmals nicht sofort er-kannt.Um Werkzeuge, die die Kooperation und Kommunikation im Fernstudium un-terstützen, auch langfristig in selbstorganisierte Lernprozessen zu integrieren, braucht es sowohl Erprobungs- als auch Handlungsspielräume in Form von sinn- und wertstiftenden Anwendungsszenarien. Dies ist die Zielsetzung des Wiki-Instruktionskurses, d. h. ein Online-Werkzeug zum kooperativen Lernen bereitzu-stellen und dessen Potenziale kennenzulernen, um es selbstgesteuert, ohne die In-tervention von Betreuenden langfristig nutzen zu können.