26 Marc Krüger, Rüdiger Rolf eLectures sind jedoch keinesfalls eine neue Erscheinung. So zeichnen die großen Weiterbildungseinrichtungen der US-amerikanischen Hochschulen (z. B. das Stan-ford Center for Professional Development) Vorlesungen schon seit den 70er Jahren mit Videokameras auf (Schulmeister, 2006). Schon damals erkannte man die große Bedeutung der eLecture: Sie ist recht einfach zu produzieren und zu distribuieren. Untersuchungen bestätigen dabei immer wieder, dass die Lernleistung der Lernen-den unabhängig davon ist, ob sie der realen Vorlesung im Hörsaal beigewohnt oder diese sich als Video angeschaut haben (z. B. Fritze & Nordkvelle, 2003).Die US-amerikanischen Hochschulen zeichnen auch heute noch viele ihrer Vor-lesungen auf. Die Distribution der Videos hat längst das Internet übernommen. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) ermöglicht z. B. schon seit 2002 unter dem Label » MIT Open Course Ware « (http://ocw.mit.edu) alle aufgezeichneten Vor-lesungen kostenlos im Internet anzuschauen.Für die Lehre können eLectures jedoch unterschiedlich instrumentalisiert wer-den. Das Anwendungssprektrum geht dabei deutlich über dessen unverbindliche Bereitstellung im Internet sowie die Fernlehre hinaus:a)An deutschen Hochschulen werden eLectures derzeit überwiegend zur Unterstützung der Präsenzlehre bereitgestellt. D. h. die Vorlesung wird wie eh und je gehalten und zusätzlich im Internet als Videoaufzeich-nung verfügbar gemacht. Studierende haben dann die Möglichkeit der Vorlesung im Hörsaal oder Zuhause zu folgen. Untersuchungen (Krü-ger & Rust, 2011; Zupanic & Horz, 2002) zeigen, dass ein Fünftel der Studierenden bei einem entsprechenden Angebot sich die Vorlesung fast ausschließlich als eLecture anschaut. Drei Fünftel nutzen die eLec-ture dafür, dass sie verpasste Vorlesungen nachholen (z. B. weil sie am Termin krank waren) oder nicht verstandene Vorlesungssequenzen bei der Nachbereitung der Inhalte nochmal anschauen. Das verbleibende Fünftel nutzt die eLectures nicht. Es zeigt sich hier ein hoher Mehrwert für die Studierenden.b)Aus der Sicht von Blended Learning gilt es einen Ansatz herauszuarbei-ten, der sich immer wieder hervortut und Potential für die Qualitätsver-besserung der Lehre hat. Vorlesungen werden – einmal aufgezeichnet – nicht mehr gehalten, sondern als eLecture bereitgestellt (Krüger, 2011; Demetriadis & Pombortsis, 2007; Glowalla, Glowalla & Görlich, 2004; Foertsch, Moses, Strikwerda & Litzkow, 2002). Die Studierenden schau-en sich diese Zuhause an und kommen dann statt zu einem Vorlesungs-termin einmal die Woche zu einer Diskussions- und Fragestunde. So hat der Lehrende – entbunden aus seiner Aufgabe die Vorlesung zu hal-ten – Zeit, um mit den Studierenden Verständnisfragen zu erläutern und ihnen so direkt beim Lernen zu helfen. Im Grunde impliziert dies eine Umkehrung der derzeitigen Vorlesungspraxis, denn die Vorlesung wird Zuhause geschaut, Fragen jedoch in der Lehrveranstaltung ge-