Videobasierte Lehre einmal anders 23 Fragen der Bewegung. In einem zweiten Schritt wurde analysiert, auf welche Art von Reflexion die Textkommentare schließen lassen: Den größten Anteil nehmen hier Zielsetzungen ein (ca. die Hälfte der Annotationen), seien es konkrete Absich-ten für das kommende Üben oder generelle Wünsche für die Interpretation. Ein gu-tes Viertel aller Annotationen besteht aus Markierungen » kritischer « Stellen und das restliche, knappe Viertel aller Annotationen enthält Problemanalysen sowie Übemethoden.In den Leitfadeninterviews zur formativen Evaluation mit den Studierenden (nach der Winterphase, s. Abbildung 1) berichteten alle, dass sie im Anschluss an die Videoreflexion bei ihrem Üben verstärkt an den Aspekten oder auch Problemen arbeiteten, die ihnen (v.a. als verbesserungswürdig) im Video aufgefallen waren und die sie dort markiert hatten.Hingegen stellte sich in den Leitinterviews zur formativen Evaluation mit den Lehrenden (nach der Winterphase, s. Abbildung 1) heraus, dass die Lehrenden zum Teil positive Veränderungen in der Selbstwahrnehmung ihrer Studierenden be-merkten, andererseits aber auch die Qualität der Reflexionen aus ihrer Sicht zu wünschen übrig lässt – so entweder zu detailliert, zu oberflächlich oder zu wenig ei-genständig sei. Deshalb wurden Aufgabenstellungen und Zeitpunkte der Videoauf-zeichnungen für die Sommerphase nochmals angepasst. Alles in allem kristallisier-ten sich damit individuell angepasste Einsatzszenarien für die einzelnen Teilneh-menden heraus, die im Sinne einer entwicklungsorientierten Bildungsforschung (Einsiedler, 2010) fruchtbar für den anschließenden Entwurf eines didaktischen Konzepts werden.5. Ausblick Ein Resümee zum Projekt lässt sich erst nach den abschließenden Leitfadeninter-views ziehen. Nichtsdestotrotz offenbart sich bereits jetzt – auch aufgrund von im Projekt gesammelten Feldnotizen – dass die Videographie des » privaten « Einzelun-terrichts eine Herausforderung für Studierende und Lehrende ist: die Unterrichts-videos dokumentieren Gelungenes wie auch Schwächen beider Seiten – Studierende ängstigen sich manchmal vor ihrer eigenen Selbstkritik, DozentInnen wiederum werden » angreifbar « , da ihre Studierenden ihr Lehrverhalten mehrfach kritisch un-ter die Lupe nehmen können. Hier erscheint es wichtig, einen vertrauensvollen Um-gang mit dem Unterricht bzw. den Videos zu schaffen und zudem Hilfestellungen für die Videoreflexion anzubieten, so z. B. für eine ausgewogene Bewertung der Videos.Anmerkungen 1 Die Lernplattform LMZ Musik-Campus 2.0 wurde von der Ghostthinker GmbH entwickelt und wird auch in anderen didaktischen Kontexten, so z. B. den Sportwissenschaften genutzt.