18 Rainer Jacob, Vania Meier da Fonseca renden ist. Dagegen gibt es nur vereinzelte Lehrende, die ihre Aufzeichnungen im offenen Netz sichtbar schalten möchten.Mehrere Personen erwähnten die Sorge, dass dies zu juristischen Problemen (z. B. Klagen wegen vermeintlich diskriminierender Bemerkungen oder Konflikte mit dem Urheberrecht) führen könnte. Es sind uns jedoch keine Fälle bekannt, in de-nen sich eine solche Befürchtung erfüllt hätte.2. Zur Frage der Aufwand-Nutzen-Einschätzung Der Nutzen für die Lehrenden ist zunächst nicht offensichtlich. Die Interviews be-stätigen, dass die Lehrenden in erster Linie die Studierenden als Nutznießer sehen. Trotzdem konnte oben ein mittelbarer Mehrwert auch für die Lehrenden gezeigt werden, welcher potentiell in den Faktoren Selbstkontrolle, Verbesserung der eige-nen Lehre und Werbewirkung besteht. Der Nutzen für die Studierenden ist zwar noch nicht erschöpfend untersucht worden, aber es konnte durch mehrere Evalua-tionen gezeigt werden, dass die Aufzeichnungen deutlich als Mehrwert wahrge-nommen werden, und auch, worin dieser Mehrwert besteht.Bei unseren Erhebungen gab es unter den Antworten auf die Frage, ob die Auf-zeichnungen beim Erlernen der Inhalte der Veranstaltung geholfen haben, zu 94,8 % » sehr « und » ziemlich « .4 Auf die Frage nach der Art des Nutzens waren die häufigsten Antworten, die Aufzeichnungen seien hilfreich bei Problemen mit der Konzentration, mit dem Verständnis der Inhalte und mit Hinderungsgründen für die Anwesenheit (wie sich überschneidende Veranstaltungen, Erwerbstätigkeit oder Familiensituation). Auch die Lehrenden zeigten sich in den Interviews fast einhellig vom Nutzen für die Studierenden überzeugt. Mehrere gaben diesen Aspekt als Hauptbeweggrund dafür an, dass sie ihre Veranstaltungen aufzeichnen lassen. Al-lerdings äußerte keiner der Befragten konkret die Überzeugung, dass sich durch die Aufzeichnungen auch die prüfbaren Studienleistungen verbesserten. Zu diesem Aspekt liegen noch keine belastbaren Daten vor.5 3. Fazit: Argumente für die Überzeugungsarbeit Lehrveranstaltungsaufzeichnungen kommt an niedersächsischen Hochschulen ein wachsender Stellenwert zu, und der Aufzeichnungsbetrieb wird durch verschiede-ne Projekte gefördert. Daher wird es notwendig sein, mehr Lehrende vom Nutzen der Aufzeichnungen zu überzeugen und ihre Bedenken im Vorfeld auszuräumen. Für ihre Berater bedeutet dies, diese Bedenken als psychologischen Faktor ernst zu nehmen und ihnen mit seriöser Aufklärung konstruktiv entgegenzuwirken. Dabei hilft vor allem die Darstellung von Erfahrungen, die andere schon gemacht haben. Tatsächlich sind die realen Veränderungen, die sich dauerhaft aus der Aufzeichnung ergeben, eher gering und stehen in keinem Verhältnis zu den vielfältigen Befürch-tungen im Vorfeld. Anfängliche Anpassungen des persönlichen Stils sind in der Pra-