4. Techno ist. . . – ist Techno? Techno im Diskurs: Ein Katalog
»Techno ist ein Virus der ganz fiesen Art: Den Infizierten kommt
Lärm vor wie Glück.«
Rainer
Schmidt1
1 Schmidt, Rainer: Deutschland, liebes Technoland. In: Die Zeit vom 19.7.1996. S.
37.
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Das folgende Kapitel will in die Problematik der Auseinandersetzung mit dem
Thema Techno einführen und stellt diverse Kontexte vor, in denen Techno
verstanden wird. Die im vorliegenden Text erwähnten Autoren haben sich ausführlich
vor dem Hintergrund unterschiedlichster Perspektiven mit Techno beschäftigt.
Dabei entstanden Aufsätze, die Techno unter dem Fokus des Soziologischen,
Philosophischen, Kulturellen, Physischen, Psychischen, des Ökonomischen oder des
Politischen teilweise sehr kontrovers behandeln – die musikbezogene Sicht trägt, bis
auf vereinzelte Versuche, in den Darstellungen einen eher fragmentarischen
Charakter.
Publikationen über Techno liegen seit Anfang der neunziger Jahre vor. Besonders
Veröffentlichungen aus dem populärwissenschaftlichen Bereich stellen aufgrund ihres hohen
Grades an Insiderwissen die dem Phänomen Techno wesentlich beizumessenden Kriterien
dar. Als Beispiele gelten auf dem deutschsprachigen Markt die Bücher von Anz und
Walder2
2 Anz, Philip / Walder, Patrick: Techno. A.a.O.
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, von Bahr und
Roßdeutscher3
3 Bahr, Xenia / Roßdeutscher, Oliver: No Rites. A.a.O.
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sowie
der Localizer-Katalog4
4 Klanten, Robert: localizer 1.0. A.a.O.
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,
der bis Ende der 90er Jahre regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht wurde. Besonders fündig
werden Technointeressierte Leser unter anderem in der englischsprachigen Literatur so bei Dan
Sicko5, Simon
Reynolds6 und
Chris Kempster7.
Dort finden Musikinteressierte auch Anhaltspunkte über Techno als musikalisches
Phänomen. Szenekenner unternehmen dort erste, teilweise sehr gelungene Gehversuche
einer musikimmanenten Annäherung an Techno. Texte von Wissenschaftlern hingegen
sind sehr rar – seitens der Wissenschaft gibt es nur zaghafte Ansätze einer Beschreibung
von Techno-Musik. Allerdings kann keine eindeutige Grenze zwischen Fach- und
Vorwissenschaftlichkeit in der Besprechung und Darstellung von Techno gezogen
werden. Viele der Autoren bewegen sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig:
Manche sind Journalisten und zugleich große Techno-Fans sowie Szenekenner,
manche sind Wissenschaftler und gleichzeitig begeisterte Techno-Produzenten oder
Techno-DJs.
Der folgende Überblick über die im bisherigen Techno-Diskurs als essentiell zu
wertenden Aussagen verdeutlicht, wie weit das Spektrum der inhaltlichen Beschäftigung
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